Bakterien können Zellen auf der Innenseite der Harnblase des Menschen besiedeln und damit vermutlich immer wiederkehrende Entzündungen hervorrufen. Dies sei eine Erklärung dafür, warum die schmerzhafte Blasenentzündung bei einigen Frauen häufig wiederkehrt, obwohl sie die dagegen verschriebenen Antibiotika korrekt eingenommen haben, berichtet eine Gruppe um Scott Hultgren von der Washington School of Medicine in St. Louis, USA, im Journal „PLoS Medicine“.
Escherichia coli-Bakterien gelangen unter anderem beim Sex in die Harnröhre von Frauen, können bis in die Blase aufsteigen und dort für Entzündungen sorgen. Im schlimmsten Fall kommen die Keime über die Harnwege weiter bis in die Nieren und infizieren auch sie. Trotz Antibiotika-Behandlung werden viele Frauen binnen eines Jahres aber erneut heimgesucht, oft von dem selben Bakterienstamm.
Hultgren und seine Kollegen zeigten nun, dass sich die Keime in den Zellen der Blasenauskleidung einnisten können. Dazu untersuchten die Forscher Zellen aus dem Urin von 80 infizierten und 20 symptomlosen, aber ehemals infizierten Frauen. Unter den Mikroskopen fanden sich im Urin der infizierten Frauen sowohl Bakterien als auch einzelne abgelöste Zellen, in deren Inneren sich Bakterienkolonien gebildet hatten. Letzteres war in rund 20 Prozent der infizierten Frauen der Fall. In der Kontrollgruppe entdeckten die Wissenschaftler hingegen keine Bakterien.
Der Bakterienbefall der Zellen könnte noch weiter verbreitet sein als es die Ergebnisse jetzt nahelegten, heißt es in „PLoS Medicine“ weiter. Weil jeweils nur eine Urinprobe pro Frau untersucht worden sei, sei vielleicht nicht der ganze Lebens- und Vermehrungszyklus der Keime erfasst worden. Dennoch zeichne sich die Möglichkeit ab, dass Frauen mit wiederkehrenden Blasenentzündungen von längeren Behandlungen mit solchen Antibiotika profitieren könnten, die auch intrazellulär wirken. Vor der aktuellen Studie hatten ähnliche Untersuchungen an Mäusen ebenfalls Bakterien in den Blasenzellen nachgewiesen.
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