Bakterielle Vaginose – Rezidive verhindern Alexandra Negt, 17.06.2020 14:37 Uhr
Geht die Anzahl der körpereigenen Laktobazillen im Vaginalbereich zurück haben körperfremde Keime leichtes Spiel. Bei einer unausgeglichenen Scheidenflora können sich anaerobe Bakterien schnell vermehren. Nur bei rund jeder zweiten Frau löst eine bakterielle Vaginose Symptome wie Juckreiz und Rötungen aus. Der Anteil der Frauen, die nach einer antibakteriellen Therapie einen Rückfall erleiden ist hoch – eine Mikrobiomtherapie soll das Rezidivrisiko signifikant senken.
Vermehrter Ausfluss gilt als Leitsymptom einer bakteriellen Vaginose, dabei ist die Beschaffenheit des Sekrets unterschiedlich und reicht von flüssig und klar bis viskos und Gelb. Oftmals riecht die Flüssigkeit fischartig und wird deshalb von den Frauen als unangenehm empfunden. Juckreiz, Rötung und im fortgeschrittenen Stadium auch Schmerzen sind weitere Symptome. Die Zahl der betroffenen Frauen ist hoch, so gehen Mediziner davon aus, dass rund jede fünfte junge Frau unter einer Störung der vaginalen Flora leidet. Ursache der bakteriellen Vaginose ist eine Fehlbesiedlung der Vagina – der eigentlich saure pH-Wert steigt an und verursacht die Beschwerden.
Hohe Rezidivquote
Bei bis zu drei Viertel der betroffenen Frauen kommt es innerhalb von drei Monaten nach einer antibiotischen Behandlung zu einem Rezidiv. Als Goldstandard innerhalb der medikamentösen Therapie gilt die Gabe des Antibiotikums Metronidazol – das Nitroimidazole wirkt sehr gut gegen anaerobe Bakterien. Amoxicillin oder Clindamycin können als Alternative verordnet werden. Bei Metronidazol stehen oral und vaginal anzuwendende Präparate zu Verfügung. Bei Schwangeren kann der Wirkstoff ab dem vierten Monat eingesetzt werden.
Studie bestätigt Wirkung von Laktobazillen
Eine vom US-National Institute of Health (NIH) geförderte Studie hat in den letzten Jahren untersucht, ob eine Anschlussbehandlung mit Laktobazillen das Rezidivrisiko nach einer Antibiotikabehandlung mindern kann. An der Studie nahmen 228 Patientinnen teil. Bei allen Frauen kam es bereits zu Rezidiven – 51 Prozent wiesen bereits fünf oder mehr Krankheitsepisoden auf. Beim erneuten Auftreten der bakteriellen Vaginose wendeten die Probanden für fünf Tage ein 0,75-prozentiges Metronidazol-Gel an. Darauf folgte eine elfwöchige Behandlung mit lebenden Milchsäurebakterien. In der ersten Woche wandten die Frauen die Laktobazillen täglich an, in den darauffolgenden Wochen zweimal wöchentlich. Somit wurden bei jeder Frau insgesamt 25 Behandlungen durchgeführt.
Als primärer Endpunkt wurde die Rückkehr der bakteriellen Vaginose definiert. Ob die Erkrankung erneut vorliegt, wurde anhand der sogenannten Amsel-Kriterien und einem Nugent-Score zwischen 4 und 10 ausgemacht. Der Nugent-Score bewertet die Häufigkeit von Laktobazillen in einem gramgefärbten Abstrich der Vaginalschleimhaut. Bei einem Wert von 7 bis 10 liegt ein positiver Befund auf eine bakterielle Vaginose vor.
Rezidive gingen zurück
In der zwölften Woche – also im direkten Anschluss an die Behandlung – kam es bei 34 von 76 Patientinnen der Placebo-Gruppe zu einem Rezidiv. Das entspricht einem Anteil von 45 Prozent. Innerhalb der Biotherapeutikum-Gruppe lag der Anteil bei 30 Prozent: 46 von 152 Patientinnen erlitten ein Rezidiv. Bei einer Folgeuntersuchung in der 24. Woche litten über die Hälfte der Frauen aus der Placebo-Gruppe an einem rezidiv, bei den Frauen, die mit Milchsäurebakterien weiterbehandelt wurden, lag der Anteil bei 39 Prozent. Die Behandlung wurde von den Frauen im Allgemeinen gut vertragen. Ein Anstieg der lokalen oder systemischen unerwünschten Ereignisse war nicht erkennbar. Im Ergebnis konnten die Wissenschaftler zeigen, dass eine Mikrobiomtherapie eine erneute bakterielle Vaginose verhindern kann. Die bakterielle Vaginose steht im Verdacht, die Fertilität herabzusetzen und Frühgeburten auslösen zu können – weitere Studien sollen diese Annahmen prüfen.
Milchsäurebakterien
Die Anwendung von Milchsäurebakterien eignet sich immer dann, wenn noch ausreichend körpereigene Laktobazillen vorhanden sind. Die zugeführten Bakterien unterstützen so die körpereigene Scheidenflora und sorgen für eine schnelle Wiederherstellung des natürlichen sauren pH-Wertes der Scheide. Spezielle Milchsäurekuren stellen den sauren pH-Wert wieder her. Die meisten Kuren gehen über sieben Tage. Eine Verlängerung nach erfolgreicher antibiotischer Behandlung ist möglich. Die meisten Präparate können auch während der Schwangerschaft angewendet werden. Einmalapplikatoren ermöglichen ein tiefes Einbringen in die Scheide.