BAH: Warentest bewertet holzschnittartig Deniz Cicek-Görkem, 10.10.2017 15:20 Uhr
Das Nachschlagewerk „Medikamente im Test“ von Stiftung Warentest führte nicht nur zu Unmut bei Apothekern, sondern auch beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Dieser bemängelt insbesondere, dass beim Endergebnis die Erfahrungen der Arzneimittelexperten nicht berücksichtigt wurden.
„Ich begrüße ausdrücklich, wenn sich Patienten über Arzneimittel informieren. Die positiven Erfahrungen, die Patienten, Ärzte und Apotheker mit rezeptfreien Arzneimitteln gemacht haben, können jedoch nicht anhand von holzschnittartigen Bewertungen dargestellt werden“, kommentiert Dr. Hermann Kortland, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BAH, das heute erschienene Buch der Stiftung Warentest „Medikamente im Test“.
Die Autoren von Warentest beurteilten insgesamt rund 9000 rezeptfreie und rezeptpflichtige Arzneimittel und vergaben Ampelfarben im Sinne einer Empfehlung. Grün steht für „geeignet“ oder „auch geeignet“, diese machten etwa zwei Drittel der berücksichtigten Präparate aus. Ein Gelb mit „eingeschränkt empfehlenswert“ gab es für knapp ein Viertel. Als „wenig geeignet“ (rot) wurde jedes zehnte Mittel eingestuft.
Der BAH findet dieses Bewertungsschema unpassend, denn im Buch würden Medikamente als „weniger geeignet“ eingestuft, die jedoch zu den am häufigsten von Patienten nachgefragten Präparaten gehörten. „Diese Arzneimittel sind aus gutem Grund beliebt. Sie erfüllen ja offensichtlich die Erwartungen der Patienten“, sagt Kortland.
Der Expertise der Pharmazeuten schreibt der BAH große Bedeutung zu: Neben der externen Evidenz, spiele daher auch die interne Evidenz, die heilberufliche Erfahrung des Apothekers und die Erfahrung des Patienten, eine wichtige Rolle. „Diese Kriterien werden im Handbuch nicht berücksichtigt“, kritisiert der BAH.
„Überraschend viele rezeptfreie Medikamente taugen nichts“, schreibt Warentest auf der Website. Dem widerspricht der Verband: „Rezeptfreie Arzneimittel sind, wie alle Arzneimittel in Deutschland, behördlich zugelassen und auf ihre Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit hin geprüft.“ Sie seien in der Mehrzahl bereits seit vielen Jahren erprobt und aufgrund ihres besonders positiven Nutzen-Risiko-Potenzials ohne Verschreibung zugänglich.
„Empfiehlt ein Arzt oder Apotheker ein rezeptfreies Arzneimittel oder hat der Patient selbst eine positive Erfahrung damit gemacht, kann er es in der Regel ohne Bedenken anwenden", ergänzt Kortland. Selbstverständlich müssten immer die Hinweise in der Packungsbeilage beachtet werden.