Muttermilch ist die beste Nahrung, die Säuglinge erhalten können. Sie setzt sich aus allerlei Bestandteilen zusammen, die Babys nicht nur satt, sondern auch gesund machen. Das Bonner Biotech-Unternehmen Jennewein hat ein Verfahren entwickelt, einen bestimmten Zucker im industriellen Maßstab herzustellen. Jetzt wartet die Firma auf eine Zulassung ihres Produkts als „Novel Food“.
Gestillte Kinder entwickeln seltener Allergien, sind kaum übergewichtig und weniger anfällig für Infektionen, beispielsweise mit Noroviren. Wissenschaftler führen diesen Schutz auf die in der Muttermilch gelösten Zucker zurück: Neben der zur Energiegewinnung nötigen Laktose sind komplexe Mehrfachzucker enthalten, die sogenannten humanen Milch-Oligosaccharide (HMO).
Fucosyllactose macht mit etwa einem Drittel den Hauptbestandteil dieser Zucker aus. Krankheitserreger heften sich im Magen-Darm-Trakt an die Oligosaccharide; auf diese Weise können sie zusammen mit anderen unverdaulichen Zuckern aus dem Körper ausgeschieden werden.
Jennewein ist das weltweit erste Unternehmen, das sich auf die Großproduktion von HMO spezialisiert hat. Der Herstellungsprozess für Fucosyllactose ist mittlerweile patentiert. Dass die biotechnologisch hergestellte Variante der natürlichen in nichts nachsteht, hat das Familienunternehmen aus Bonn gemeinsam mit Medizinern der Uniklinik Mannheim nachgewiesen.
Amélie Jennewein hofft, die in Bakterien hergestellte Fucosyllactose im kommenden Jahr auf den Markt bringen zu können. Interessenten gebe es genügend, vor zwei Jahren wurde sich das Unternehmen bereits mit Pfizer handelseinig. Aber nicht nur in Babynahrung könnte die Fucosyllactose zukünftig Verwendung finden: Jennewein hält auch einen Einsatz in enteraler Ernährung für möglich.
Das Unternehmen will nicht nur seinen Produktionsprozess weiter ausbauen, sondern auch andere wichtige HMO biotechnologisch herstellen. Dafür greift der Firma auch die Bundesregierung kräftig unter die Arme: Das Bundesforschungsministerium unterstützt das Jennewein bis 2015 im Rahmen der Initiative „KMU-innovativ“ mit rund einer Million Euro.
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