Nährstoffmangel

B12 von Olga: Student presst Grünalgen

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Berlin -

Menschen mit einem Vitamin B12-Mangel, zu denen insbesondere Veganer und Vegetarier gehören können, sind oftmals auf Substitutionspräparate angewiesen. Auf dem Markt sind verschiedene Darreichungsformen erhältlich, doch bald könnte es ein Getränk geben. Denn Valentin Kunze, Student der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), hat während seines Praxissemesters im Studiengang Öko-Agrarmanagement einen Algensaft entwickelt, der den täglichen Bedarf an dem Vitamin decken soll.

Vitamin B12 ist wichtig für die Zellteilung und Blutbildung sowie die Funktion des Nervensystems. Es wird ausschließlich von Mikroorganismen produziert und kommt in einer für den Menschen verfügbaren Form fast nur in tierischen Lebensmitteln vor.

In pflanzlichen Lebensmitteln kann der Nährstoff durch bakterielle Gärung in Spuren enthalten sein. Allerdings ist bislang unklar, ob die darin enthaltene Form des Vitamins für den Menschen biologisch verfügbar ist. Zudem reicht diese Menge nicht aus, um den täglichen Bedarf zu decken. „Vor allem Vegetarier und Veganer, aber auch ältere und kranke Menschen sowie Schwangere oder Sportler leiden oft an einem Vitamin B12-Mangel“, sagt Kunze.

Er hat zusammen mit der Mosterei Ketzür (Brandenburg) sowohl die Rezeptur als auch das gesamte Marketing-Konzept für das Getränk entwickelt, das durch die Grünalge Chlorella vulgaris Vitamin B12 natürlichen Ursprungs enthält. Der Saft soll weltweit einzigartig sein. „Revolutionär daran ist, dass man allein mit einer Flasche des Safts seinen täglichen Bedarf an Vitamin B12 decken kann“, sagt Kunze. Eine Flasche beinhaltet 250 ml der Flüssigkeit mit 3 µg Vitamin B12, davon entfallen etwa die Hälfte auf Adenosyl-Cobalamin, ein Viertel auf Hydroxy-Cobalamin und ein Viertel auf Methyl-Cobalamin. Laut Kunze ist diese Form des Vitamin B12 für den Menschen bioverfügbar. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt bei erwachsenen Personen eine tägliche Aufnahme von exakt 3 µg, bei Schwangeren liegt der Wert bei 3,5 µg.

Der Algensaft heißt „Olga“ und wird in zwei Geschmacksrichtungen angeboten: Apfel-Aronia und Apfel-Möhre-Ingwer. „Sie sind das Ergebnis wochenlanger Tests und stellten sich als besonders lecker in Kombination mit der sehr geschmacksintensiven Chlorella-Alge heraus“, erklärt der Student. Bei der Produktumsetzung wirkten verschiedene Partner mit, darunter das Institut für Getreideverarbeitung (IGV), das mit Chlorella-Algen als Vitamin B12-Lieferant schon erste Erfahrungen gesammelt hatte, und die Reha-Klinik „Hoher Fläming“ in Bad Belzig (Brandenburg), die Patienten mit Mangelerscheinungen behandelt. Zuerst soll der Saft in der veganen und vegetarischen Gastronomie einen Platz finden. „Für weitere Vertriebs- und Vermarktungswege stehen wir offen“, so Kunze.

Eine lang anhaltende Vitamin B12-arme Ernährung kann unter anderem zu Störungen der Zellfunktion, Beeinträchtigungen der DNA-Synthese, megaloblastischer Anämie sowie neurologischen Störungen führen. Vor allem während Schwangerschaft und Stillzeit und während des Wachstums sollte auf eine ausreichende Vitamin-B12-Zufuhr geachtet werden. Ein Mangel an Vitamin B12 vor der Schwangerschaft kann einen unabhängigen Risikofaktor für Komplikationen wie Fehlgeburt und Präeklampsie darstellen sowie negative Auswirkungen auf das Neugeborene wie niedriges Geburtsgewicht und Neuralrohrdefekt haben.

Laut DGE wurde bei ausschließlich gestillten Säuglingen sich vegan ernährender Mütter, die keine Nährstoffpräparate einnahmen, ein Vitamin B12-Mangel mit entsprechenden Folgen wie neurologische Störungen und megaloblastische Anämie schon in den ersten Lebensmonaten beobachtet.

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