Azelastin auch wirksam gegen Omikron Alexandra Negt, 14.02.2022 12:48 Uhr
Auf der Suche nach einem wirksamen Präparat gegen Sars-CoV-2 prüfen viele Hersteller ihre bereits im Portfolio vorhandenen Arzneimittel. Auch Ursapharm vermutete eine Wirksamkeit des Azelastin-haltigen Nasensprays Pollival. In Versuchen und Studien bestätigte sich die Vermutung. Nun zeigt sich auch eine Wirksamkeit bei Omikron.
Bereits im Oktober konnte Ursapharm in einer Studie zeigen, dass das H1-Antihistaminikum eine Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 aufweist. Abweichend von vielen anderen Studien wurde das Azelastin-hatlige Präparat nicht nur im Labor untersucht, sondern in vivo.
Wirksam auch gegen Omikron
Die Wirksamkeit gegen Corona beruht darauf, dass der Arzneistoff Sars-CoV-2 auf verschiedene Arten daran hindert, in die Wirtszelle einzudringen. Ohne das Eindringen in die Zelle bleibt eine Replikation aus. Schon damals vermutete der Hersteller, dass der Wirkmechanismus dazu führe, dass Azelastin bei jeder Virusvariante wirksam bleibt. Diese Vermutung konnte sich nun bei Omikron bestätigen. „Die allerneuesten Forschungsergebnisse zeigen, dass der in Pollival enthaltene Wirkstoff Azelastin auch die Vermehrung der Omikron-Variante wirksam hindern kann“, erläutert Dr. Peter Meiser, Leiter der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung Allgemeinmedizin bei Ursapharm.
Dabei wirkt Azelastin einmal direkt an der Hauptprotease von Sars-CoV-2. Diese ist wichtig für die Virusvermehrung. Azelastin zeigt zudem auch Wirkung am ACE2- und Sigma-1-Rezeptoren – diese Strukturen der Wirtszelle nutzt Sars-CoV-2 für den Viruseintritt und die Vermehrung. Das H1-Antihistaminikum wird als Wirkstoff der zweiten Generation eigentlich bei Heuschnupfen eingesetzt. Als kompetitiver Antagonist verdrängt der Arzneistoff Histamin vom Rezeptor und lindert dadurch Allergieerscheinungen wie eine geschwollene Nase. Azealstin kann auch ophthal angewendet werden und lindert hier vor allem den Juckreiz.
Dennoch könnte die Variante positiv für den Pandemie-Verlauf sein, denn die meisten Erkrankungen verlaufen wesentlich milder, als es beispielsweise unter Delta der Fall war.
Symptomatik verändert sich
Außerdem ist die Symptomatik insgesamt etwas verändert. Die häufigsten Symptome unter einer Corona-Infektion mit Omikron sind:
- Extreme Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Starker Nachtschweiß
- Appetitlosigkeit
Im Gegensatz zu vorherigen Varianten treten Geruchs- und Geschmacksstörungen seltener auf.
Kürzere Inkubationszeit, schnellere Ansteckung
Bei Omikron kommt es nach bisherigen Erkenntnissen außerdem zu einer kürzeren Inkubationszeit – der Zeit zwischen der Infektion mit einem Erreger und dem Auftreten erster Symptome.
Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt sie je nach Virusvariante mit vier bis sechs Tagen an: Beim Wildtyp von Sars-CoV-2 lag sie bei rund fünf Tagen, bei der Delta-Variante sank sie bereits auf durchschnittlich 3,5 Tage. Unter Omikron geht es nach der Ansteckung oft noch schneller. Eine belastbare Aussage liegt bislang jedoch nicht vor, wie verschiedene Virologen betonen.
Bei einem Ausbruch in Norwegen war es innerhalb weniger Tage zu einem rasanten Infektionsgeschehen gekommen: Drei Viertel der Gäste einer Firmenweihnachtsfeier hatten sich infiziert, die Inkubationszeit lag hier im Durchschnitt bei nur drei Tagen. Auch andere Untersuchungen aus den USA liefern ähnliche Ergebnisse.
Besonders tückisch ist, dass man auch vor Beginn der Symptome schon hochansteckend ist und somit das Virus bereits an seine Mitmenschen weitergeben kann – auch dann, wenn Schnelltests noch ein negatives Ergebnis liefern. Viele Menschen ordnen Symptome wie Müdigkeit und Kopfschmerzen zudem nicht einer Covid-Infektion zu, sondern führen sie auf Stress oder Übermüdung zurück. Bei solch unspezifischen Symptomen wird dann häufig gar nicht erst ein Test gemacht und die Mitmenschen werden unbemerkt infiziert.
Inkubationszeit und Ansteckung: Omikron gilt als wesentlich ansteckender als vorherige Virusvarianten, scheint aber über alle Altersklassen hinweg viel seltener zu schweren Verläufen zu führen. Wer geimpft ist und sich infiziert, klagt meist über starke Müdigkeit und Kopfschmerzen. Eine genaue Angabe zur Inkubationszeit liegt noch nicht vor. Aktuell wird vermutet, dass diese kürzer als bei Delta sein könnte. Hier wird die Inkubationszeit seitens des Robert-Koch-Institutes mit 5,8 Tagen angegeben.