Augentropfen

Atropin-Therapie: „Vielversprechende“ Studien

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Berlin -

Im Kampf gegen immer weiter zunehmende Kurzsichtigkeit bei Kindern versprechen sich Augenärzte anhand von Studien viel von bestimmten Augentropfen. Atropin, das früher wegen Nebenwirkungen nicht in Frage kam, habe sich nun in deutlich niedrigerer Konzentration als wirksam erwiesen, sagte Prof. Dr. Wolf Lagrèze von der Universitäts-Augenklinik Freiburg zum Auftakt des Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Die Relation von Aufwand, Nachteilen und Nutzen sei sehr günstig, so Lagrèze. Auch an der Berliner Charité wird bereits eine Reihe von Kindern so behandelt, wie es auf Anfrage hieß.

Atropin wird aus der Tollkirsche gewonnen und wird von Augenärzten schon lange in höherer Konzentration verwendet – etwa nach Augen-OPs oder bei Entzündungen, wie Lagrèze sagte. Eine Studie aus Singapur zeigte die Effektivität gegen Kurzsichtigkeit bei niedriger Konzentration.

„Jetzt sind dringend Studien in Deutschland notwendig, um Wirksamkeit, Dosierung und mögliche Nebenwirkungen von Atropin zu prüfen“, erklärte der Präsident der DOG, Prof. Dr. Horst Helbig. Atropin wird nach Angaben von Lagrèze nicht von den Kassen bezahlt. Es koste pro Jahr zwischen 250 und 500 Euro.

An der Klinik für Augenheilkunde der Charité in Berlin, Europas größter Universitätsklinik, wird die Therapie als „vielversprechend“ eingeschätzt. Eine Reihe von Kindern werde mit Atropin behandelt. „Die ersten Erfahrungen sind gut, zur endgültigen Beurteilung müssen aber die Langzeitbefunde abgewartet werden“, erklärte Dr. Daniel J. Salchow. Er schränkt ein: „Besonders die Frage, wann die Therapie abgesetzt werden kann, ist noch ungeklärt.“

Lagrèze selbst verordnet Kindern das Mittel seit wenigen Jahren, knapp 100 seien es bisher an der Freiburger Klinik. Dem Fortschreiten der Kurzsichtigkeit kann auch mit anderen Methoden vorgebeugt werden: speziellen Kontaktlinsen, die bei Kindern aber problematisch sein können, und mit ausreichend Tageslicht. Diese Methoden schnitten in den asiatischen Studien laut DOG aber weniger effektiv ab.

Bei Kurzsichtigkeit, in der Fachsprache Myopie genannt, werden entfernte Objekte unscharf wahrgenommen. Ursache kann genetische Veranlagung sein. Für die Zunahme in vielen Ländern machen Experten aber vor allem Verhaltensänderungen verantwortlich, wie häufigeres Pauken in Asien oder viel Zeit am Computer.

Zudem spielen viele Kinder seltener als früher draußen, weniger Tageslicht kann Kurzsichtigkeit begünstigen. Eine starke Kurzsichtigkeit gilt als Risikofaktor für andere Augenerkrankungen wie Grünen und Grauen Star oder Netzhautablösungen. In Deutschland sind laut Angaben knapp die Hälfte der 25-Jährigen betroffen.

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