Virusinfektion

Augengrippe grassiert in NRW

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Berlin -

Stark gerötete juckende und schmerzende Augen plagen zur Zeit den Westen des Landes: Nordrhein-Westfalen ist auch in diesem Jahr von der Augengrippe betroffen. Mehr als 100 Fälle wurden in den vergangenen zwei Wochen dem Gesundheitsamt Bonn gemeldet. Die Gefahr einer Ausbreitung ist groß. Die Wartezimmer der Augenärzte gefüllt.

Die Augengrippe (Keratoconjunctivitis epidemica) ist eine hochansteckende Infektion des Auges. Ursache für die schmerzhafte Entzündung von Binde- und Hornhaut sind Adenoviren vom Typ 8 und 19, die eine hohe Widerstandskraft besitzen. Symptome wie brennende, juckende und stark gerötete Augen, vermehrter Tränenfluß, Verkleben der Augenlider und Fremdkörpergefühl lassen die virale Infektion schwer von der bakteriell bedingten Bindehautentzündung unterscheiden.

Typisch für eine Augengrippe können geschwollene Lymphknoten am Ohr, eine ringförmige Bindehautschwellung, eine starke Lichtempfindlichkeit und Schmerzen beim Öffnen und Schließen der Augen sein. Die Inkubationszeit beträgt fünf bis zwölf Tage.

Der Übertragungsweg kann eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion sein. Bedenkt man, dass Menschen sich bis zu 14-mal pro Tag an die Augen fassen, ist die Schmierinfektion der häufigste Übertragungsweg. Eine konsequente Hygiene ist das A und O, um sich vor der Augengrippe zu schützen. Das Virus lauert auf Geldscheinen, Türklinken, Brillen, Kameras, Handtüchern und Fahrstuhlknöpfen und kann dort bis zwei Wochen ausharren.

Kontaktlinsenträger sind eine große Risikogruppe; gerade weiche Linsen bieten auf Grund des hohen Wassergehaltes dem Virus einen guten Nährboden. Beim Einsetzen der Linse kann der Erreger ins Auge gelangen und eine schwere Infektion verursachen. Auch trockene Augen stellen eine Eintrittspforte für die Adenoviren dar. Feuchte Schleimhäute dienen der Abwehr von Keimen.

Die Therapie der Augengrippe beruht auf einer Symptomlinderung. Antibiotische Augentropfen können nicht helfen, da Viren auf die Wirkstoffe nicht ansprechen. Künstliche Tränen und kühlende Auflagen kommen zum Einsatz, auch Schmerzmittel sollen Linderung verschaffen. Den Betroffenen bleibt lediglich ein Aussitzen der Infektion, die zwei bis drei Wochen andauern kann. Trübungen der Hornhaut und eine Minderung der Sehkraft können die Folgen sein.

Um sich vor der Augengrippe zu schützen, sollte auf eine strenge Hygiene geachtet werden. Viruzide Desinfektionsmittel befreien die Hände von den Erregern. Separate Handtücher oder Papiertücher sind zum Abtrocknen empfohlen. Hände weg von den Augen: Reiben verursacht die Schmierinfektion. Betroffene sollten nach der Infektion verwendete Kosmetika wie Mascara, Eyeliner oder Lidschattenpinsel entsorgen.

Die Augengrippe ist seit 2011 beim Robert Koch Institut (RKI) meldepflichtig. Pro Jahr gehen 658 Fälle ein, die Dunkelziffer ist weitaus höher, da nicht alle Betroffenen zum Arzt gehen und die Abgrenzung zur Bindehautentzündung schwierig ist. Genauen Aufschluss kann ein Abstrich beim Augenarzt geben, der den Nachweis auf Adenoviren geben kann.

In der Forschung wird der Einsatz von Immunsuppressiva diskutiert, um Spätfolgen zu vermeiden. Eine Hornhauttrübung kann Folge einer Überreaktion des Immunsystems sein. Nutzen und Risiko stehen unter Kritikern aber in keinem Verhältnis.

Den Höhepunkt hatte die Augengrippe 2012 mit 2146 gemeldeten Fällen. In diesem Jahr wurden bereits bis zur 42. Kalenderwoche 506 Fälle gemeldet. Besonders von der Infektion betroffen waren bislang die Bundesländer Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Weitestgehend verschont blieben Berlin, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

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