Auch im Winter kein Vitamin D für alle Nadine Tröbitscher, 08.11.2023 08:43 Uhr
Über eine Supplementation von Vitamin D wird immer wieder diskutiert. Vor allem im Herbst und Winter. Denn in der dunklen Jahreszeit wird weniger Vitamin D unter Einfluss von Sonnenlicht in der Haut gebildet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) beantwortet die Frage, ob mindestens im Herbst und Winter Nahrungsergänzungsmittel (NEM) mit Vitamin D eingenommen werden sollen.
Dass Vitamin D im Körper eine entscheidende Rolle spielt, ist unumstritten. Das Multitalent ist an verschiedenen Prozessen beteiligt. Dazu zählen Stoffwechselvorgänge sowie die Bildung von Proteinen und die Steuerung von Genen. Vitamin D moduliert beispielsweise das angeborene und erworbene Immunsystem, da Immunzellen Vitamin D-Rezeptoren besitzen. Die Bildung von Interleukinen funktioniert nur mit Vitamin D.
Das Vitamin unterstützt die Knochen in der Aufnahme von Calcium und Phosphat und sorgt somit für gesunde starke Knochen und wirkt einer Osteoporose entgegen. Die Bildung des Parathormons, das den Knochenabbau fördert, wird gehemmt. Diskutiert wird auch eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System, Diabetes Typ 2 und Krebserkrankungen. Allerdings blieben bislang Beweise für kausale Beziehungen aus.
Vitamin D-Mangel
Liegt der Vitamin D-Wert unter 30 nmol/l (<12 ng/ml) spricht man von einem Mangel – das Risiko für Erkrankungen wie Rachitis, Osteomalzie oder Osteoporose steigt. Werte zwischen 30 und 50 nmol/l (12-<20 ng/ml) sind suboptimal und können mögliche Folgen für die Knochengesundheit haben. Eine Intoxikation tritt bei bei einem Spiegel größer als 150 nmol/l auf. Laut Robert Koch-Institut (RKI) ist bei Werten zwischen 50 und 75 nmol/l (20-<30 ng/ml) von einer ausreichenden Versorgung in Bezug auf die Knochengesundheit die Rede. Werte zwischen 75 und 125 nmol/l (30-<50 ng/ml) haben keine weiteren Zusatznutzen für die Gesundheit. Werte oberhalb von 125 nmol/l (≥50 ng/ml) belegen eine mögliche Überversorgung und können negative Einflüsse auf die Gesundheit haben. Dazu gehören beispielsweise Hyperkalzämien, die zu Herzrhythmusstörungen oder Nierensteinen. Betroffene können unter anderen an Übelkeit, Bauchkrämpfen oder Appetitlosigkeit leiden.
NEM mit Vitamin D im Winter ein Muss?
„Brauchen wir also mindestens in der dunklen Jahreszeit Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D?“ Diese Frage beantwortet das BfR. Allerdings nicht allgemein. „Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten“, so die Expert:innen. Denn: Der Körper kann das fettlösliche Vitamin speichern und bei körperlicher Aktivität freisetzen. So kann die Versorgung auch im Winter gesichert sein. Aber auch die Ernährung kann eine Rolle spielen.
Risikogruppen wie beispielswiese Personen, die sich kaum im Freien aufhalten oder ältere Personen, sollten unter Umständen Vitamin D substituieren – vor allem in der dunklen Jahreszeit.
Zu viel des Guten
Menschen, die einen Vitamin D-Spiegel zwischen 50 und 75 ng/ml aufweisen, profitieren nicht von einer zusätzlichen Einnahme von Vitamin D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln. Dies belegen klinische Studien. „Personen mit adäquatem Status, die in diesen Studien noch zusätzliches Vitamin D erhielten, waren nicht weniger häufig von z. B. Krebs, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Knochenbrüchen sowie Stürzen betroffen als Personen, die kein Vitamin-D-Präparat erhielten“, schreibt das BfR.
Das Fazit: „Eine generelle Empfehlung zur Vitamin-D-Supplementierung zur Vorbeugung von Erkrankungen ist auf Basis der derzeit vorhandenen wissenschaftlichen Daten also nicht begründbar.“ Ein Vitamin-D-Mangel sollte aber unbedingt vermieden werden.
Die Menge macht’s
Wer Vitamin D supplementieren möchte, sollte auf NEM mit bis zu 20 μg Vitamin D – entspricht 800 Internationale Einheiten – pro Tag setzen. In dieser Dosierung sind auch bei langfristiger Einnahme keine körperlichen Schäden zu befürchten. Hochdosierte Präparate sollten nur unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden, so die Expert:innen.