Evolutionsforschung

Auch Affen haben Midlife-Krise dpa, 20.11.2012 12:46 Uhr

Berlin - 

Auch Schimpansen und Orang-Utans haben

einer Studie zufolge eine Midlife-Krise. Im mittleren Lebensalter

geht es ihnen – zumindest menschlichen Beobachtern zufolge –

schlechter als in der Jugend oder im Alter. Das berichten Forscher in

den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften.

Die Midlife-Krise des Menschen hat nach Ansicht der Forscher daher

womöglich eine evolutionäre Ursache und ist weniger auf eine

schwierige soziale oder wirtschaftliche Situation in dieser

Lebensphase zurückzuführen.

Dass es beim Menschen so etwas wie eine

Krise in der Mitte des Lebens gibt, davon sind viele Wissenschaftler

inzwischen überzeugt. Sie haben einen entsprechenden Zusammenhang

zwischen dem Alter und dem Wohlbefinden in mittlerweile mehr als 50

Nationen gefunden, auch in ärmeren Entwicklungsländern. Die Gründe

dafür seien allerdings weitgehend unklar, schreiben die

Wissenschaftler in ihrem Artikel.

Einige Experten vermuten, dass vielen

Menschen in der Lebensmitte erstmals schmerzhaft bewusst wird, dass

bestimmte Ziele nicht erreicht werden oder Hoffnungen sich nicht

erfüllen. Erst, wenn dies nach und nach akzeptiert werde, steige die

Stimmung wieder. Andere glauben, dass die finanzielle Belastung in

dieser Zeit besonders groß ist. Ob es evolutionäre Gründe für die

Midlife-Krise gibt, wurde nach Angaben der Forscher noch nicht

untersucht.

Um das zu ändern, nahmen das Team drei Gruppen von insgesamt 508 Schimpansen und Orang-Utans

genauer ins Visier. Die Tiere lebten hauptsächlich in Zoos, einige

in einer Forschungseinrichtung oder in einem Tierheim. Menschen, die

mit den Affen gut vertraut waren, füllten einen Fragebogen zum

Befinden der Tiere aus.

In allen drei Gruppen fanden die

Forscher den vom Menschen bekannten Zusammenhang zwischen dem Alter

und dem vermeintlichen Befinden der Affen. Den Tiefpunkt ihrer

Stimmung erreichten die Tiere demnach etwa zwischen dem 28. und dem

35. Lebensjahr. Bezogen auf die Lebensspanne entspreche dies dem

menschlichen Stimmungstief, das im Schnitt im Alter zwischen 45 und

50 Jahren auftrete.

Nach Meinung der Forscher könnte es

sein, dass sich mit dem Alter bestimmte Gehirnbereiche, die mit dem

Wohlbefinden zusammenhängen, bei allen Arten ähnlich verändern.