Die Zahl bestätigter Masern-Infektionen rund um den Globus dürfte auch im laufenden Jahr hoch bleiben. So sind bis Anfang April 94.481 Fälle registriert worden, wie aus Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervorgeht. Sie wurden kürzlich im Rahmen des Europäischen Kongresses für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ESCMID Global Congress) in Barcelona vorgestellt. Demnach könnte es 2024 mindestens genauso viele bestätigte Infektionen geben wie im vergangenen Jahr. Auch für Berlin und Hamburg werden derzeit Ausbrüche gemeldet.
2023 hatten sich weltweit etwa 320.000 Menschen nachweislich mit Masern angesteckt. Das entsprach einem Anstieg um rund 88 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die allermeisten Masernfälle tauchen aber erst gar nicht in der Statistik auf. So liegt die Zahl der dokumentierten Fälle für 2022 bei 171.153, die Zahl der geschätzten Fälle aber bei neun Millionen. In dem Jahr starben nach Schätzungen der WHO 136.000 Menschen an Masern, überwiegend Kinder unter fünf Jahren.
Die Masern sind eine lebensbedrohliche, virale Infektionskrankheit, die durch Impfung verhindert werden kann. Insgesamt schwanken die Zahlen der gemeldeten Infektionen von Jahr zu Jahr deutlich. So waren es 2019 mehr als eine halbe Million, im zweiten Pandemiejahr 2021 lediglich rund 60.000.
Von den im laufenden Jahr weltweit registrierten Fällen entfielen 45 Prozent auf die WHO-Region Europa. Die meisten Fälle pro Einwohner gab es dabei in Aserbaidschan, Kirgisistan und Kasachstan. Zur Region Europa zählt die WHO auch Staaten wie Israel und die Türkei sowie zentralasiatische Länder. Die höchste Masernrate weltweit hat Jemen.
In Deutschland wurden bis zum 21. April laut Robert Koch-Institut (RKI) 162 Fälle gemeldet. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum nur 10 Fälle. Die Impfquote liegt bei Säuglingen und Kleinkindern im Bundesschnitt bei 79,5 Prozent; das Ziel liegt bei einer 95-Prozent-Quote.
Zuletzt ist im Ankunftszentrum für Asylsuchende in Berlin-Reinickendorf ein Masernfall diagnostiziert worden. Die infizierte Person sei gemeinsam mit vier Familienangehörigen in einem separaten Bereich untergebracht worden, teilte das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) am Donnerstag mit. In dem betroffenen Gebäude leben nach Angaben einer Sprecherin etwa 500 Menschen. 80 davon hätten wegen des Feiertags noch kein Impfangebot erhalten und müssten nun vorübergehend isoliert werden. Für Ungeimpfte hat das Gesundheitsamt den Angaben zufolge eine Quarantäne bis zum 18. Mai verhängt. Erst vor wenigen Wochen waren mehrere Masernfälle in einer anderen Berliner Flüchtlings-Großunterkunft bekannt geworden.
Auch in Niedersachsen sind beispielsweise seit Jahresbeginn bereits 13 Masern-Fälle bekannt geworden, neun davon betrafen Kinder und Jugendliche unter 19 Jahre. Wie das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) auf dpa-Anfrage mitteilte, waren es im gesamten Jahr 2023 lediglich acht Fälle, davon zwei im Zeitraum bis Anfang Mai. Nahezu alle bestätigten Fälle 2024 seien allerdings importiert worden, erläuterte die Behörde in Hannover. Es habe keine größeren Ausbrüche gegeben. Dies liege zum einen an der hohen Impfquote auch aufgrund des 2020 in Kraft getretenen Masernschutzgesetzes, zum anderen am konsequenten Vorgehen der örtlichen Gesundheitsämter in Verdachtsfällen.
Am Donnerstag hatte der Landkreis Nienburg von zwei aktuellen Masernfällen berichtet – zwei kleine Kinder hatten sich bei einem Besuch ihrer Familie im Ausland mit der Infektionskrankheit infiziert. Den Kindern gehe es nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt wieder gut, hieß es vom Landkreis. Im Gegensatz zu ihren Eltern seien sie noch ungeimpft gewesen, hätten aber auch noch keine Kita besucht. Eine Infektionswelle habe verhindert werden können.
Weltweit steigt derzeit laut WHO die Zahl der Ausbrüche aufgrund unzureichender Impfraten in der Bevölkerung. Es wird empfohlen, dass mindestens 95 Prozent der Bevölkerung zwei Impfdosen erhalten. Aktuell liegen die Raten global gesehen allerdings nur bei 83 Prozent für die erste Dosis, bei der zweiten Dosis sind es nur 74 Prozent.
Bei Masern wird eigentlich eine Ausrottung angestrebt. Es handelt sich laut RKI um eine der ansteckendsten Krankheiten beim Menschen überhaupt. Übertragen wird diese unter anderem über Tröpfchen und Aerosole, die etwa beim Sprechen, Husten und Niesen entstehen. Der rötlich-braune Hautausschlag, der als charakteristisch für Masern gilt, tritt erst in der zweiten Krankheitsphase auf. Zuvor haben Betroffene in der Regel Symptome wie Fieber, Husten, Schnupfen, Hals- und Kopfschmerzen. Nach durchgemachter Erkrankung ist man in der Regel ein Leben lang immun.
Zu den möglichen Komplikationen einer Masern-Infektion zählen Gehirnentzündungen, die laut RKI etwa eine von 1000 erkrankten Personen treffen. Noch seltener, aber in der Regel tödlich ist die erst Jahre nach der Masern-Infektion auftretende schwere Gehirnentzündung SSPE.
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