Statt der Einnahme von ASS empfiehlt die Kammer, an Bord in Bewegung zu bleiben, viel zu trinken, die Schuhe auszuziehen und weite Kleidung zu tragen. Um den Flüssigkeitsverlust durch die trockene Luft auszugleichen, sollten Reisende mindestens 250 Milliliter pro Stunde trinken – allerdings keinen Alkohol. Dieser erweitere die Venen und könne dazu führen, dass sich der Rückfluss des Blutes verschlechtert.

Auch der Informationsdienst Arznei-Telegramm sieht ASS als ungeeignet für die Prophylaxe von Thrombosen. Das Fachblatt bezieht sich unter anderem auf eine Studie italienischer Wissenschaftler. Die Forscher untersuchten die medikamentöse Prophylaxe bei Flugreisen. 250 Reisende erhielten Clexane (Enoxaparin), ein ASS-Generikum oder keine Prophylaxe. In der Kontrollgruppe traten dabei vier tiefe und zwei oberflächliche Venenthrombosen auf, unter ASS drei tiefe und drei oberflächliche und unter Enoxaparin nur eine oberflächliche Thrombose. In keiner Gruppe kam es zu symptomatischen tiefen Venenthrombosen oder Lungenembolien.

Dem Studienleiter sei zwar wissenschaftliches Fehlverhalten vorgeworfen worden, dies habe sich aber ausschließlich auf das Publikationsverfahren bezogen und nicht auf die erhobenen Daten. Weitere Studien zur Thromboseprophylaxe wurden laut Arznei-Telegramm bislang nicht publiziert.

Der Wirkstoff wird demnach in keiner der gängigen Leitlinien empfohlen, drei rieten ausdrücklich von der Einnahme ab. Reisende mit hohem Thromboserisiko sollten Unterschenkel-Kompressionsstrümpfe tragen. In Einzelfällen könnte eine Einzeldosis eines niedermolekularen Heparins erwogen werden.