Antithrombotika

ASS: Neue Wirkung entdeckt

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Berlin -

Bekannt ist, dass hoch dosierte Acetylsalicylsäure (ASS) Schmerzen lindert, während in niedriger Dosierung der Arzneistoff die Thrombozytenaggregation hemmt. Kardiologen des Universitätsklinikums Düsseldorf haben nun gezeigt, dass der Arzneistoff in einer niedrigen Dosierung zu einer zusätzlichen Entzündungshemmung beiträgt. Die neuen Erkenntnisse wurden auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC) in Barcelona vorgestellt.

Bislang war unbekannt, ob die entzündungshemmende Wirkung mit der Thrombozytenaggregationshemmung des Arzneistoffs zusammenhängt. Verschiedene Studien gaben bereits Hinweise dafür. Bei einigen Patienten wirkt ASS nur eingeschränkt; es bestehen inter-individuelle Unterschiede in der pharmakodynamischen Wirkung auf die Plättchenaggregation. Dieses Phänomen ist bekannt als „Aspirin-Resistenz“, das auch „High-on-treatment platelet reactivity“ (HTPR) genannt wird.

HTPR wird mit einer höheren Häufigkeit von Stent-Thrombosen und einer erhöhten Mortalität assoziiert. Die Ursachen liegen zum einen in genetischen Faktoren wie Polymorphismen der COX-1, Incompliance der Patienten, verminderte enterale Resorption, Niereninsuffizienz und die gleichzeitige Einnahme von Schmerzmitteln.

Die Wissenschaftler der Klinik für Kardiologie, Pneumonologie und Angiologie haben den Zusammenhang in einer Kohortenstudie mit 402 Patienten untersucht. Die Teilnehmer litten an Koronarer Herzkrankheit (KHK) und nahmen täglich 100 mg ASS als Dauertherapie ein. Um die antiphlogistische Wirkung zu erfassen, wurden die Konzentrationen des C-reaktiven Proteins (CRP) von Patienten bestimmt, bei denen ASS ausreichend wirkt. Als Vergleich wurden Patienten mit HTPR herangezogen. Der pharmadynamische Effekt wurde technisch mittels einer Arachidonsäure induzierten Lichttransmissionsaggregometrie (LTA) ermittelt.

Die untersuchten Patienten waren durchschnittlich 73 Jahre alt. 27 Prozent waren übergewichtig und ebenso viele waren aktive Raucher. An Hypertonie litten 6 Prozent der Teilnehmer und 17 Prozent hatten Diabetes mellitus Typ II. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Patienten mit unzureichender Plättchenhemmung siginifikant höhere CRP-Werte (1,8 ± 2,7 mg/dl) aufwiesen als Patienten, bei denen ASS ausreichend wirkt (0,8 ± 1,6 mg/dl).

„Verschiedene Studien lieferten bereits Hinweise darauf, dass ASS eine antientzündliche Wirkung hat. Wir konnten nun zeigen, dass eine suffiziente Thrombozytenfunktions-Hemmung durch ASS maßgeblich für die Entzündungshemmung ist. Das unterstreicht, dass niedrig-dosiertes ASS Effekte vermittelt, welche über eine reine Hemmung der Thrombozyten-Aggregation hinausgehen. Dies sollte bei der Entscheidung über das optimale antithrombotische Regime bedacht werden“, sagt Studien-Koautorin Dr. Annemarie Mohring, Assistenzärztin in der Kardiologie.

Die Thrombozytenaktivierung fördert über verschiedene Mechanismen eine Entzündung. In diesem Rahmen werden unter anderem proinflammatorischer Mediatoren sezerniert, Thrombozyten-Leukozyten Aggregate gebildet und die Thrombinbildung gefördert. Es ist bekannt, dass Acetylsaliclysäure einige dieser Mechanismen inhibiert. Laut Mohring ist auch eine thrombozytenunabhängige Entzündungshemmung denkbar.

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