Acetylsalicylsäure (ASS) wird zur
Prophylaxe von arteriellen Thrombosen eingesetzt. Zur Behandlung von
venösen Thromboembolien wurde der Wirkstoff hingegen bislang als
ungeeignet angesehen. Antikoagulantien wie Dabigatran, Fondaparinux,
Heparin, Phenprocoumon und Rivaroxaban sind Therapie der ersten Wahl.
Neue Studien zeigen nun eine protektive Wirkung von ASS auch in Bezug
auf venöse Thromboembolien, so ein Bericht des „New England
Journal of Medicine“.
Dem Fachjournal zufolge wurde der unterschiedliche Einsatz der Präparate mit den differierenden Wirkmechanismen begründet: Antikoagulantien seien besonders aktiv im venösen Gefäßsystem, wo das Blut langsam fließe und Fibrin-reiche Blutgerinnsel entstehen könnten. Im arteriellen Blutkreislauf spiele die Adhäsion und Aggregation bei der Gerinnselbildung eine Rolle – hier greift ASS an.
Neuen Publikationen zufolge gibt es allerdings auch einen positiven Einfluss von ASS auf das venöse System: Zwei aktuelle Studien hätten gezeigt, dass ASS venöse Thromboembolien um ein Drittel reduziere, so der Bericht. Die Patienten hatten zunächst für mindestens drei Monate Heparin oder Warfarin erhalten, danach täglich 100 Milligramm ASS.
In der ersten Studie wurden 402 Patienten in die Auswertung mit einbezogen. Die Rezidivrate für venöse Thromboembolien lag hier um 42 Prozent niedriger als bei den mit Placebo behandelten Patienten. In der zweiten Studie mit 822 Patienten war ASS in Bezug auf venöse Thrombosen nicht besser als Placebo. Allerdings zeigte sich hier eine Reduzierung arterieller Ereignisse bei den mit ASS behandelten Patienten um 50 Prozent.
Ärzte sollten daher Patienten mit akuten venösen Thromboembolien zunächst mindestens drei Monate mit Antikoagulantien behandeln, heißt es in dem Bericht. Patienten, die danach die Therapie abbrechen möchten, sollen dann täglich 100 Milligramm ASS einnehmen.
Eine Dauerbehandlung mit ASS hätte laut Bericht auch mehrere Vorteile: Gegenüber den Antikoagulantien sei ASS kostengünstiger. Außerdem könne der Thrombozytenaggregationshemmer auch bei Patienten mit Niereninsuffizienz eingesetzt werden. Eine regelmäßige Überwachung sei nicht erforderlich und das Risiko für Blutungen ist niedriger. Zudem könne die Wirkung bei akuten chirurgischen Eingriffen mit Hilfe von Blutplättchen-Transfusionen rückgängig gemacht werden.
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