Arzneipflanzen

Im Beet mit Merck und Pascoe Maria Hendrischke, 11.06.2015 14:30 Uhr

Berlin - 

An der Universität Frankfurt wird Heilpflanzenkunde in der Pharmazie-Ausbildung großgeschrieben; es gibt gleich zwei Arzneipflanzengärten in der Stadt. Im vergangenen Sommer hat auf dem Naturwissenschaften-Campus Riedberg der zweite Garten eröffnet – ermöglicht von privaten Pflanzenpatenschaften. Und so steht der Beinwell des Paten Merck neben der Passionsblume von Pascoe.

Helfer aus der Natur wirken gegen allerlei Beschwerden – von Atemwegserkrankungen bis zu Verdauungsproblemen ist buchstäblich gegen alles ein Kraut gewachsen. Im Campusgarten Riedberg, der im vergangenen Juni eingeweiht wurde, sind die Heilpflanzen systematisch in Beeten nach ihrem Einsatzbereich geordnet – ähnlich wie in einer Apotheke. Professor Dr. Georg Schneider, Professor Dr. Theo Dingermann und Dr. Ilse Zündorf von der Uni Frankfurt haben die Gestaltung des Gartens übernommen.

So gibt es ein Beet mit natürlichen Helfern gegen Verstopfung und eines mit Kräutern, die Entzündungen lindern. Aber auch Giftpflanzen sind in einem Beet vertreten; gerade Kinder sollten die gefährlichen, aber verlockend bunten Früchte erkennen können. Auch online lassen sich die einzelnen Beete begehen und die Informationen zu jeder Pflanze nachlesen.

Da die Uni Frankfurt nur begrenzt finanzielle Mittel für den Garten zuschießen konnte, finanzieren Patenschaften die Beete. Jeder Interessierte konnte seine Lieblingspflanze aus einer Liste auswählen. Mit einer Spende von 300 Euro als Einzelperson oder 1000 Euro als Unternehmen wird man zum Paten. Natürlich könne auch mehr gegeben werden, so die Organisatoren. Der Pate wird auf dem Informationsschild neben der Pflanze genannt.

Das Projekt hat inzwischen mehr als 70 Paten. Viele namhafte Sponsoren haben bereits eine Patenpflanze in den Beeten, darunter zahlreiche Phytopharmaka-Hersteller. So hat Engelhard das Projekt besonders gefördert und sich gleich acht Arzneipflanzen ausgesucht, darunter Engelwurz, Hopfen und Meerrettich. Boehringer Ingelheim hat unter anderem die Patenschaft für Chili und Stechapfel übernommen. Die Expopharm hat sich die Stieleiche gesichert, die Fachschaft Pharmazie Frankfurt heimste dagegen den Lorbeer ein.

Ein Jahr nach Eröffnung des Gartens sind nicht mehr viele Pflanzen zu haben. Allerdings sind weiterhin etwa der amerikanische Faulbaum, der gegen Verstopfung wirkt oder die Bibernelle – Bestandteil der Frankfurter Grünen Soße und innerlich angewandt gut gegen Durchfall und Blutungen – sowie Hauhechel und Pestwurz frei. Welche Pflanzen noch einen Paten suchen und welcher Spender etwa hinter Alpenveilchen oder Waldmeister steht, kann auf der Webseite der Goethe-Universität eingesehen werden.

Der Arzneipflanzengarten ist Teil des größer angelegten Wissenschaftsgarten, in dem sich auch ein Forschungsgewächshaus, eine Streuobstwiese und ein kleiner Wald befindet. Die Anlage ist für die Öffentlichkeit von Montag bis Freitag von 9.00 bis 14.30 Uhr ganzjährig geöffnet.