Arzneipflanzen

EMA empfiehlt drei Phyto-Klassiker

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Berlin -

Die Wirksamkeit von Phytopharmaka ist oft umstritten, insbesondere wenn die Datenlage unübersichtlich ist. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat jetzt die wissenschaftlichen Fakten zu drei Arzneipflanzen ausgewertet. Für Weidenröschenkraut, Tausendgüldenkraut und Taigawurzel sieht die Behörde die Datenlage trotz fehlender klinischer Studien als ausreichend an und spricht klare Empfehlungen aus.

Epilobium herba, das Weidenröschenkraut, kann nach Ansicht der Gutachter für Patienten mit benigner Prostatahyperplasie (BPH) empfohlen werden. Es soll bei Miktionsstörungen unterstützend eingesetzt werden. Eine Wirksamkeit sei vor allem durch den jahrelangen erfolgreichen Gebrauch der Pflanze erwiesen, so die EMA. Es lägen Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit aus mehr als 30 Jahren vor. In der EU sind die Produkte seit 15 Jahren auf dem Markt.

Klinische Studien gebe es nicht, räumen die Gutachter ein. Aus Labortests sei jedoch ersichtlich, dass Epilobium einen Effekt auf das Wachstum von Prostatazellen habe. Außerdem konnten im Labor antientzündliche und schmerzlindernde Wirkungen nachgewiesen werden. Nebenwirkungen bei Anwendung sind nach Aussage der EMA nicht bekannt – ein weiter Pluspunkt für die Pflanze.

Für die Experten sind die jahrelange sichere Verwendung und die Hinweise auf gute Wirksamkeit zur unterstützenden Behandlung der BPH ausreichend, um den Einsatz in dieser Indikation ausdrücklich zu empfehlen. Vor der Behandlung sollen jedoch schwerere Erkrankungen durch einen Arzt ausgeschlossen werden.

Auch das Tausendgüldenkraut, Centaurium herba, erhielt eine positive Bewertung. Für den Einsatz bei milden Verdauungs- oder Magenbeschwerden und Appetitlosigkeit seien die Erfahrungswerte sehr gut. Sofern nach zwei Wochen die Beschwerden trotz Anwendung nicht nachgelassen haben, soll laut Empfehlung ein Arzt aufgesucht werden. Obwohl Nebenwirkungen nicht bekannt sind, sollen Menschen mit peptischen Ulcera die Produkte meiden.

Abgesehen vom mehr als 30-jährigen Erfahrungswissen nennt das Gremium keine Fakten, die die Wirksamkeit der Pflanze belegen. Klinische Studien sind nicht durchgeführt worden, ebenso seien in-vitro-Daten nur marginal vorhanden. Es existierten wenige Hinweise auf die stimulierende Wirkung von Appetit und Verdauung.

In Deutschland wird Centaurium vor allem in homöopathischen Präparaten eingesetzt. Als Phytopharmakon soll es in Kombinationen mit Liebstöckel und Rosmarin auch bei unkomplizierten Harnwegsinfekten helfen. Für diese Indikation spricht die EMA jedoch keine Empfehlung aus.

Eleutherococcus, die Tagiawurzel, wird ebenfalls aufgrund von Daten nach Markteintritt und Erfahrungen positiv bewertet, im Gegensatz zu den anderen untersuchten Arzneipflanzen standen den Gutachtern klinische Studien zur Verfügung. Darin konnte ein möglicher Effekt auf Müdigkeit und Schwächegefühl observiert werden. Wirkliche Belege seien aus den mehr als 30 Studien allerdings nicht zu entnehmen, so die EMA: Die Studiendesigns entsprächen nicht den höchsten wissenschaftlichen Kriterien.

Die EMA kommt dennoch zu dem Ergebnis, dass die Effekte und die Sicherheit der Taigawurzel hinreichend belegt sind. Aufgrund der jahrelangen traditionellen Anwendung könne von einer ausreichenden Wirksamkeit und Sicherheit der Präparate ausgegangen werden.

In Deutschland sind Extrakte aus der Taigawurzel in Form von Lösungen oder Dragees seit etwa 20 Jahren verfügbar. Eingesetzt werden sollen Eleutherococcus-Präparate bei Personen über 12 Jahren zur unterstützenden Symptomlinderung bei Asthenie. Die Tagesdosis beträgt 2 bis 3 Gramm Droge. Die Dauer der Anwendung beträgt in der Regel bis zu drei Monaten.

In regelmäßigen Abständen trägt die EMA Informationen zu Arzneipflanzen zusammen und bewertet deren Einsatz in der Pharmazie. Ziel ist es, Apotheken, Ärzten und Verbrauchern klare Richtlinien zu geben, inwieweit der Einsatz aus wissenschaftlicher Sicht sinnvoll ist.

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