Arzneimittelversorgung

BfArM-Datenbank für Lieferengpässe

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Berlin -

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat heute eine Datenbank für Lieferengpässe online gestellt. Hersteller sollen der Behörde künftig mitteilen, wenn ein Arzneimittel länger als zwei Wochen nicht im üblichen Umfang lieferbar oder die Nachfrage so angestiegen ist, dass ihr nicht angemessen nachgekommen werden kann. Für die Hersteller ist die Meldung zunächst freiwillig – und bislang ist die Liste leer.

Das BfArM-Register wurde im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) eingerichtet: Mit der Datenbank solle die Kommunikation zwischen Herstellern, Großhandel, Ärzten und Apothekern verbessert und die Transparenz erhöht werden, so das BMG. Wesentliches Ziel des Registers sei es, dass Ärzte und Apotheker durch rechtzeitige Informationen über Lieferengpässe agieren und Therapiealternativen erschließen können, so das BMG. Ein ähnliches Register habe in den USA dazu beigetragen, die Zahl der Engpässe deutlich zu reduzieren. Man werde die Versorgungssituation weiterhin sehr aufmerksam verfolgen und prüfen, inwieweit zusätzliche Maßnahmen zu Abwendung von Versorgungsengpässen in Betracht kämen, teilte das BMG mit.

In dem Register sollen dem BMG zufolge diejenigen Arzneimittel aufgeführt werden, bei denen ein besonderer Informationsbedarf der Fachöffentlichkeit vorausgesetzt wird. Dazu gehören derzeit verschreibungspflichtige Arzneimittel zur Behandlung lebensbedrohlicher oder schwerwiegender Erkrankungen, für die keine Alternativpräparate zur Verfügung stünden – vor allem Onkologika, Antibiotika, Notfallarzneimittel und Arzneimittel, die im Zusammenhang mit Operationen angewendet werden.

Der Branchenverband Pro Generika kritisiert, dass das Register „allenfalls den Engpass 'Information'“ löse. Es sei kein Ansatz, um den konkreten Ursachen von Engpässen zu begegnen, so Geschäftsführer Bork Bretthauer. „Zu den Ursachen gehört neben einer steigenden globalen Nachfrage nach Arzneimitteln auch der Umstand, dass jeder zweite Engpass damit zusammenhängt, dass es für das betreffende Arzneimittel nur noch zwei oder gar einen Anbieter gibt.“

Diese Marktverengung habe verschiedene Ursachen, unter anderem den enormen Preis- und Rabattdruck auf Generika. „Deshalb muss die gesundheitspolitische Kostendämpfung da auf den Prüfstand, wo sie maßgeblich Marktverengung befördert“, fordert Bretthauer.

Der immense Kostendruck auf Generika führe dazu, dass Hersteller wichtige Arzneimittel nicht mehr anbieten können, weil ihre Aufwendungen für Produktion, Qualitätsüberwachung, Logistik und regulatorische Anforderungen zu diesem realen Preisniveau nicht nachhaltig finanzierbar seien.

Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) begrüßte die Einrichtung der Datenbank: „Dieses Register ist ein wichtiger erster Schritt im Umgang mit dem Problem der Lieferengpässe von Arzneimitteln in Deutschland“, sagte DGHO-ChefProfessor Dr. Mathias Freund. „Es ist zu hoffen, dass die pharmazeutischen Unternehmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und die Öffentlichkeit umfassend über Lieferengpässe informieren.“

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