Valproat-haltige Arzneimittel sollen künftig mit einer Patientenkarte vertrieben werden, ähnlich wie Gerinnungshemmer und Osteoporosemittel. Bis gestern konnten die Hersteller zu den Plänen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Vorschläge machen. Bis die Packungen umgestellt sind, sollen die Apotheker verstärkt zu den Risiken beraten.
Die Patientenkarte soll jeder Originalpackung beigefügt werden und mit dem Symbol der „Blauen Hand“ versehen sein. Ziel ist es, die Anwendungssicherheit Valproat-haltiger Arzneimittel im Hinblick auf die Risiken weiter zu verbessern. Die Patientenkarte soll verpflichtender Teil der Zulassung sein.
Die Einführung soll sicherstellen, dass vor allem Schwangere, Frauen im gebärfähigen Alter und weibliche Jugendliche regelmäßig über die Risiken für das Ungeborene informiert werden. Patientinnen sollen die Sicherheitsanforderungen kennen und berücksichtigen. Die Einnahme von Valproat während der Schwangerschaft kann zu schwerwiegenden Entwicklungsstörungen und Missbildungen beim ungeborenen Kind führen.
Die Erinnerungskarte soll laut BfArM-Muster folgende wichtigen Hinweise für Valproat-haltige Arzneimittel und Schwangerschaft enthalten:
Zusätzlich sollten Informationen enthalten sein, welche Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind. Das BfArM fasst die Hinweise auf dem Muster unter dem Punkt: „Was Sie tun müssen“ zusammen.
Patientinnen werden zusätzlich gebeten, ihren Namen und das Datum auf der Karte zu vermerken und vom behandelnden Arzt abstempeln zu lassen. Das Dokument sollten die Frauen sorgfältig aufbewahren, um stets zu wissen, was zu tun ist.
Im Jahr 2014 war die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) nach der Auswertung von Studien zu dem Schluss gekommen, dass es unter Behandlung mit Valproat viermal häufiger zu fetalen Missbildungen kommen kann: Kinder, deren Mütter Valproat in der Schwangerschaft eingenommen hatten, zeigten kognitive, sprachliche sowie körperliche Entwicklungsstörungen. Auch das Vorkommen autistischer Störungen ist demnach unter Valproat erhöht. Nachdem dem jüngsten Valproat-Skandal in Frankreichprüft die EMA derzeit erneut das Nutzen-Risiko-Profil.
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