Arzneimittelnebenwirkungen

Mehr Laktatazidosen unter Metformin APOTHEKE ADHOC, 09.03.2013 08:55 Uhr

Berlin - 

Metformin wird als Mittel der Wahl bei der Behandlung von Diabetes-Typ-2 eingesetzt. Allgemeinhin gilt das Biguanid als sicheres orales Antidiabetikum und ist indiziert, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen. Allerdings ist mit steigenden Verordnungzahlen auch die Zahl der Fälle von Laktatazidose gestiegen. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) stellt dies besonders bei älteren Patienten fest.

Demnach wurde das Antidiabetikum bei den über 80-jährigen Patienten zwischen 2005 und 2010 mehr als doppelt so oft verordnet. In dem gleichen Zeitraum seien allerdings auch vermehrt Laktatazidosen gemeldet worden. Die AkdÄ vermutet, dass auch die breite Anwendung bei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion mit der lebensbedrohlichen Nebenwirkung zusammenhänge. Auch tödliche Fälle seien berichtet worden. Die Nierenfunktion könnte zum Beispiel bei einer akuten Gastritis verschlechtert sein.

In einer Metaanalyse von 347 Studien konnten die Wissenschaftler der Stanford University allerdings keine höhere Rate von Laktatazidose bei der Behandlung mit Metformin feststelllen. Die Anzahl der Fälle bei den Patienten war sogar leicht höher bei Patienten, die kein Metformin erhalten hatten. Pro 100.000 Patientenjahre traten in beiden Gruppen nur etwa 5 Fälle von Laktatazidose auf. Laut AkdÄ lässt die Metaanalyse allerdings keine Aussage bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder hohem Alter zu. Zudem lag der Altersdurchschnitt bei 57 Jahren. Nur etwa 24 Prozent der Patienten waren laut AkdÄ älter als 65 Jahre gewesen.

Metformin darf nicht bei akutem Nierenversagen eingenommen werden oder wenn bei Patienten die Nierenfunktion beeinträchtigt ist. Dehydratation, schwere Infektionen, Schock, kardiale respiratorische Insuffizienz, frischer Myokardinfarkt, Leberinsuffizienz und Alkoholismus können zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion führen.

Die AkdÄ weist daraufhin, dass eine Kreatinin-Clearance unter 60 ml/min kontraindiziert ist. Allerdings hatte sich auch bei Nichteinhalten der Kontraindikation kein erhöhtes Risiko für Laktatazidose-Risiko gezeigt.

In Großbritannien soll für Metformin die Dosierung geprüft werden, wenn die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) unter 45 ml/min liegt. Ab einer GFR von unter 30 ml/min soll das Arzneimittel abgesetzt werden. Ähnliche Empfehlungen gibt es laut AkdÄ in Kanada und in Australien.

Die AkdÄ empfiehlt Ärzten bei Patienten die Nierenfunktion regelmäßig zu prüfen. Zudem sollten Patienten und Pflegekräfte aufgeklärt werden, dass bei Dehydratation und akuten gastrointestinalen Symptomen Metformin abzusetzen ist und der Arzt kontaktiert werden soll.