Studie: Deutlich mehr Medikamentenabhängige dpa/APOTHEKE ADHOC, 10.01.2014 09:46 Uhr
Laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung sind mehr als 1,5 Millionen Menschen in Deutschland medikamentenabhängig. Jetzt korrigiert ein neues Gutachten die Zahl deutlich nach oben: Mindestens 2,3 Millionen Menschen sind laut Institut für Therapieforschung in München von Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln abhängig.
Vor allem ältere Menschen liefen verstärkt Gefahr, wegen der Verordnung mehrerer Medikamente parallel und wegen der langen Einnahmedauer Schäden davonzutragen, heißt es im „Epidemiologischer Suchtsurvey“, der jetzt in der Zeitschrift „Sucht“ veröffentlicht wurde. Für die Studie wurden Daten von rund 9000 Personen zwischen 18 und 64 Jahren aus dem Jahr 2012 ausgewertet.
Auch die Zahl der Alkoholabhängigen ist demnach innerhalb weniger Jahre deutlich gestiegen – auf rund 1,8 Millionen. Junge Erwachsene unter 25 sind verstärkt alkoholabhängig, wie aus der Erhebung des hervorgeht. Weitere 1,6 Millionen Erwachsene trinken sehr viel, gelten aber nach den offiziellen Kriterien nicht als abhängig. Insgesamt 7,4 Millionen Bundesbürger trinken mehr als die von Experten empfohlene Höchstmenge.
Kernzahlen der wurden von dem Grünen-Drogenexperten Harald Terpe öffentlich gemacht. Terpe zeigte sich alarmiert. Seit 2006 sei die Zahl der Alkoholabhängigen um 36 Prozent gestiegen. Damals seien es noch 1,3 Millionen gewesen.
Insgesamt rund 5,6 Millionen sind laut der Studie tabakabhängig. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass Tabak von allen Suchtstoffen am verbreitetsten ist, aber in der Suchthilfe kaum behandelt wird. 319.000 Erwachsene sind laut dem Survey abhängig von illegalen Drogen.
Die Studienautoren schreiben: „Die hohe Verbreitung psychischer Störungen durch Alkohol und Tabak macht die Dringlichkeit der Umsetzung effizienter Präventionsmaßnahmen deutlich.“ Auch Medikamentenmissbrauch sollte mehr beachtet werden.
Terpe forderte den neuen Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf, „der Suchtprävention und -therapie mehr Energie als sein Vorgänger zu widmen“. Der Suchtsurvey, der im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums erhoben wird, liege bereits seit Herbst vor, sei aber bislang vom BMG weder veröffentlicht oder kommentiert worden.