Minderwertige Malariamittel könnten 2013 den Tod von 122.350 Kindern in Afrika verursacht haben. Das ist das Ergebnis einer Studie internationaler Wissenschaftler, die jetzt im American Journal of Tropical Medicine and Hygiene (AJTMH) veröffentlicht wurde. Für eine andere Studie, die ebenfalls Teil der Artikelsammlung ist, prüften die Forscher weltweit gesammelte Arzneimittelproben. Das erschütternde Ergebnis: Bis zu 41 Prozent der Stichproben erfüllten nicht die Qualitätsstandards, denen Arzneimittel entsprechen müssten – darunter Antibiotika und Chemotherapeutika.
Von den 1510 Meldungen zu gefälschten Arzneimitteln, die die Wissenschaftler ausgewertet haben, konnten knapp 28 Prozent nach China zurückverfolgt werden, rund 12 Prozent nach Peru und 11 Prozent nach Usbekistan. Russland (8 Prozent) und die Ukraine (7 Prozent) folgen.
Vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer seien aufgrund unzulänglicher Kontrollen von Arzneimittelfälschungen betroffen, schreiben die Forscher, die unter anderem von der University of California in San Diego kommen. Diese Arzneimittel enthielten häufig keinen Wirkstoff oder seien mit schädlichen Stoffen oder Giften versetzt. Insbesondere im Kampf gegen HIV, Malaria und Tuberkulose bedrohten Fälschungen die jahrzehntelangen Erfolge der Wissenschaft.
Vor allem in Asien und Lateinamerika würden häufig Arzneimittelfälschungen in Umlauf gebracht. 65 Prozent von 196 untersuchten Ländern hätten kein seriöses Meldeverfahren für Fälschungen. Gerade in diesen Regionen gebe es dringenden Bedarf an verbesserter Überwachung, auch die Ermittlung von Sicherheitsverstößen, die Sammlung und Analyse als auch die Verbreitung von Daten seien wesentlich, um den weltweiten Kampf gegen die Herstellung von und den Handel mit Arzneimittelfälschungen voranzutreiben.
Die Studie sei die einzige ihrer Art mit weltweiten Zahlen zu Arzneimittelfälschungen, sagte Tim Mackey, Direktor des Global Health Policy Institutes in San Diego. Die eigentliche Entdeckung und Überraschung sei, wie wenige Mechanismen es gebe, das Problem zu überwachen, sodass über die genaue Dimension nur ein ungefähres Bild existiere.
„Niemand hat eine Vorstellung, wie groß die Gefahr wirklich ist. Es gibt Schätzungen, aber es ist schwierig, genaue Statistiken zu kriminellen Aktivitäten in diesem Ausmaß zu bekommen“, so Mackey. Insgesamt sterben zwischen 100.000 und einer Million Menschen durch den Einsatz gefälschter Arzneimittel, vermuten die Forscher.
Aber auch in den vermeintlich besser überwachten Industrieländern könne man sich vor Fälschungen nicht sicher sein, warnte Studienautor. Hier gebe es immer noch eine Fälschungsquote von etwa 1 Prozent aller verkauften Arzneimittel.
Auch in Europa waren zuletzt Fälschungen aufgetaucht. So warnte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in der vergangenen Woche vor möglichen Manipulationen des Arzneimittels Humira (Adalimumab). Gefälschte Packungen polnischen Ursprungs waren bei einem deutschen Parallelhändler identifiziert worden.
Auch für das HIV-Medikament Viread (Tenofovir) von Gilead gab es kürzlich Rückrufe wegen Manipulationen an der Verpackung, die bei Reimporteuren aufgefallen waren. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) meldete die Fälschungen Anfang April.
Bereits im vergangenen Jahr war in Deutschland manipuliertes Herceptin aufgefallen.Ermittlungen ergaben, dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall gehandelt hatte, sondern dass in Italien wiederholt Arzneimittel illegal in die Vertriebskette eingebracht worden waren. Zahlreiche Hersteller und Reimporteure mussten die Ware zurückrufen.
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