Stammzelltherapie

Arznei-Fabrik im Gehirn dpa/APOTHEKE ADHOC, 03.12.2008 15:22 Uhr

Hannover/Berlin - 

Neurochirurgen aus Hannover haben einem Schlaganfallpatienten erstmals gentechnisch veränderten Stammzellen in das Gehirn implantiert, die dort entzündungshemmend wirken sollen. Der Leiter der Studie am International Neuroscience Institute (INI), Professor Dr. Thomas Brinker, sprach von einer weltweit neuen Behandlungsmethode und einer Art „Arzneimittel-Fabrik im Kopf“. Das Erbgut der Zellen ist so manipuliert, dass sie den Botenstoff Glukagon-Like-Peptide 1 (GLP 1) produzieren, der geschädigte und sterbende Nervenzellen schützen und die körpereigene Regeneration anregen soll.

Die Forscher entwickelten die Methode, da GLP 1 nicht als Medikament verabreicht werden kann - als Peptidhormon würde es viel zu schnell vom Körper zersetzt werden. Die verwendeten Stammzellen stammen aus dem Knochenmark eines fremden, gesunden Spenders. Sie wurden gentechnisch manipuliert, vermehrt, anschließend mit Alginat verkapselt, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern. Die 0,6 Millimeter großen Stammzell-Kügelchen wurden dann mit Hilfe eines kleinen Säckchens direkt in das Hirngewebe eingepflanzt. Zentral für die neue Behandlungsform ist es, dass die verkapselten Stammzellen in dem 1,5 mal 1,5 Zentimeter großen Säckchen nach zwei Wochen wieder entfernt werden.

Die Therapie wurde nach Angaben der Mediziner erstmals vom Tierversuch in die klinische Phase gebracht. Der behandelte Patient musste wegen einer Hirnblutung operiert werden, bei dem Eingriff wurden im parallel die Stammzellen eingesetzt. Die Behandlung scheint Erfolg zu haben: „Es ging mir so schlecht, aber jetzt fühle ich mich super.“ Allerdings können die Mediziner zum derzeitigen Stand ihrer Forschung noch nicht sagen, ob es speziell die Stammzell-Therapie war, die zum Behandlungserfolg bei ihrem Patienten geführt hat, oder die Operation der Hirnblutung an sich. Die Wirksamkeit und Anwendungssicherheit der neuen Implanatationstechnik soll nun in einer Studie an 19 weiteren Patienten getestet werden.