TV-Tipp

ARD: Der Hype um das Sonnenvitamin

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Berlin -

Zwischen der Türkei-Krise und dem Fernbus-Boom zeigt das ARD heute um 21.45 Uhr in der Sendung Plusminus einen Beitrag zu Vitamin D. „Der Hype um das Sonnenvitamin verschlingt immer mehr Geld“, heißt es in der Ankündigung. „Viele Heilversprechen sind spekulativ.“

Laut Plusminus schlucken täglich etwa zwei Millionen Deutsche ein Präparat mit Vitamin D. „Ärzte und Krankenkassen sind alarmiert.“ Bereits im November nahm Marktcheck das Sonnenvitamin kritisch unter die Lupe. Das Resultat: Für die Hersteller ist Vitamin D3 ein lukratives Modepräparat. Professor Dr. Ingrid Mühlhauser gab zu bedenken: „Tatsache ist, dass man bei verschiedenen chronischen Erkrankungen tatsächlich niedrigere Vitaminspiegel messen kann. Aber das ist nicht der Beweis dafür, dass das die Ursache für diese Erkrankungen ist.“

Eine steile Karriere habe das Vitamin dennoch hingelegt, so der Beitrag. Wurden in den Apotheken im Jahr 2010 noch fünf Millionen Packungen abgegeben, waren es 2015 bereits 11,6 Millionen Packungen. „Das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft“, so der Beitrag, nicht zuletzt wegen den „warmgoldenen Gesundheitsversprechen“. Es handle sich um einen wahren Alleskönner, dessen täglicher Bedarf umstritten sei. Alle Behauptungen stützten sich auf Beobachtungen – ein Beispiel: Depressive hätten nachweislich einen Vitamin D-Mangel, aber das liege womöglich daran, dass die Betroffenen das Haus nicht verließen.

Marktcheck fragte Pharmakritiker Professor Dr. Gerd Glaeske um Rat, der darauf hinwies, man nehme nicht genug Vitamin D über die Nahrung zu sich. Gehaltvoll sind fettreicher Fisch, Eier, einige Pilzsorten sowie Milchprodukte. Jedoch lassen sich über die Nahrung nur maximal 20 Prozent des Bedarfs decken. Um den Großteil des Sonnenvitamins selbst zu bilden, benötigt der Körper UV-B-Strahlen. Wer im Sommer genügend Sonne tankt und somit Vitamin D bildet und speichert, kann davon im Winter versorgt werden. Zudem können Verbraucher so auch nicht überdosieren – anders als bei der Einnahme von Präparaten, was im schlimmsten Fall Nierenprobleme mit sich bringt. Überdosierungen wurden auch im SWR Plusminus-Beitrag aus dem Jahr 2014 kritisch beurteilt. Vor drei Jahren titelte die Sendung mit: „Vitamin D: Geschäfte mit angeblichem Mangel“.

Vitamin D3 oder Colecalciferol ist kein essentielles Vitamin, denn es wird in der Haut gebildet, somit kann das größte menschliche Organ auch als Drüse bezeichnet werden. Nimmt man es chemisch ganz genau, ist Vitamin D3 die Vorstufe eines Hormons: Colecalciferol zählt zu den Secosteroiden und wird über Zwischenstufen zum Hormon Calcitriol, der physiologisch aktiven Form des Vitamin D.

Die Symptome eines Mangels sind unspezifisch. Müdigkeit, Erschöpfung bis hin zur Depression, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen sowie Haut- und Schlafprobleme, aber auch Knochenschmerzen und Osteoporose können die Folge eines ausgeprägten Mangels sein. Ab einer Blutkonzentration von weniger als 20 ng/ ml spricht man bereits von einem Mangel.

Eine Unterversorgung muss ausgeglichen werden, denn Vitamin D3 übernimmt zahlreiche Aufgaben im Körper. So spielt es zum Beispiel eine zentrale Rolle bei der Einlagerung von Calcium in die Knochen und nimmt Einfluss auf das Knochenwachstum sowie die Entwicklung und Erhaltung gesunder Knochen. Deshalb ist es vor allem für Neugeborene und Kinder im Wachstum, aber auch für Senioren, deren Knochendichte im Alter abnimmt, wichtig, einen gesunden Vitamin-D-Spiegel aufzuweisen. Bei Kindern wird auch zur Vorbeugung von Knochenverformungen oder Rachitis deshalb schon vorbeugend supplementiert.

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