Für Diabetiker stehen zahlreiche Insulinarten und Behandlungsschemata zur Verfügung: Die Umstellung von einem Mahlzeiteninsulin auf Insulinglulisin (bekannt aus Apidra) soll einer Studie zufolge die glykämische Kontrolle und den HbA1c-Wert von Typ-1- und Typ-2-Diabetikern signifikant verbessern.
Die offene, prospektive, nicht interventionelle „IGLU-S-Studie“ wurde in Deutschland durchgeführt: Sie diente der Untersuchung der Wirksamkeit von Insulinglulisin nach dem Wechsel eines Mahlzeiteninsulins. Mahlzeiteninsuline ahmen die natürliche Insulinsekretion nach der Nahrungsaufnahme nach: Sie sorgen schnell und effektiv dafür, dass die Glukose aus dem Blut in die Zellen gelangt, wo sie zur Energiegewinnung benötigt wird. Sie können in Kombination mit oralen Antidiabetika oder zusammen mit einem langwirksamen Basalinsulin kombiniert werden.
Mahlzeiteninsuline kommen häufig bei einer supplementären Insulintherapie (SIT) zum Einsatz: Typ-2-Diabetiker, die unter oralen Antidiabetika keine ausreichende glykämische Kontrolle erzielen, werden zusätzlich mit einem Mahlzeiteninsulin behandelt. Das Konzept der SIT ist Professor Dr. Martin Pfohl zufolge vor allem für Patienten mit hohen postprandialen Blutzuckeranstiegen eine gute Alternative zur Gabe von Basalinsulin. Die Studie untersuchte die Wirksamkeit von Insulinglulisin bei der Initiierung einer SIT in der klinischen Praxis.
Die Patienten wurden unabhängig von der Studienteilnahme umgestellt. Die Entscheidung zum Wechsel auf Insulinglulisin wurde bereits im Vorfeld von den behandelnden Ärzten getroffen. Die teilnehmenden Patienten mit Typ-1-Diabetes erhielten zusätzlich ein Basalinsulin, Patienten mit Typ-2-Diabetes zusätzlich orale Antidiabetika oder ebenfalls ein Basalinsulin. Die Studie zeigte, dass nach der Umstellung der HbA1c-Wert innerhalb der nächsten zwölf Monate von durchschnittlich 8,36 auf 7,53 Prozent bei Typ-1-Diabetes beziehungsweise von 8,30 auf 7,29 Prozent bei Typ-2-Diabetes sank.
Durch diese Entwicklung nahm der Anteil an Patienten, die ihre HbA1c-Zielwerte erreichten, im Beobachtungszeitraum kontinuierlich zu: Nach drei Monaten hatten 27,6 Prozent der Typ-1-Diabetiker und 19,6 Prozent der Typ-2-Diabetiker ihre individuellen Zielwerte erreicht, nach zwölf Monaten waren es sogar 50,0 Prozent beziehungsweise 44,9 Prozent. „Durch den Einsatz von Insulinglulisin im Rahmen einer SIT konnte eine Verbesserung der glykämischen Kontrolle von Patienten mit Typ-2-Diabetes in der klinischen Praxis erreicht werden. Insulinglulisin kann als sichere und effektive Option zur Initiierung einer SIT-Therapie angesehen werden“, schlussfolgert Pfohl.
Das Risiko von Hypoglykämien nach der Umstellung war gering: Im Beobachtungszeitraum kam es bei einem Patienten mit Typ-1- und bei drei Patienten mit Typ-2-Diabetes zu einer bestätigten symptomatischen Unterzuckerung. Schwere und schwere nächtliche Hypoglykämien traten nicht auf. „Insulinglulisin kann als sichere und effektive Therapieoption für den Wechsel von Humaninsulin oder einem anderen kurzwirksamen Analogon angesehen werden “, so das Fazit von Pfohl.
Insulinglulisin ist ein rekombinantes Humaninsulinanalogon, das ähnlich wirksam wie humanes Normalinsulin ist. Im Vergleich zu humanem Normalinsulin verfügt es jedoch über einen schnelleren Wirkungseintritt und eine kürzere Wirkdauer. Apidra wird als subkutane Injektion bis zu 15 Minuten kurz vor oder kurz nach einer Mahlzeit appliziert. Die Injektion kann entweder im Bereich der Bauchdecke, des Oberschenkels oder des Deltamuskels erfolgen, dabei sollten die Injektionsstellen bei jeder Injektion gewechselt werden. Der Wirkungseintritt und die Wirkdauer können durch die Injektionsstelle, körperliche Aktivität sowie durch andere Faktoren beeinflusst werden.
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