Krankenhauskeime

Antitoxin für Clostridium difficile

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Berlin -

Das Antitoxin Bezlotoxumab könnte das erste Arzneimittel zur Rezidivprophylaxe von Clostridium-difficile-Infektionen (CDI) sein. Die EU-Kommission muss noch grünes Licht geben. In den USA wurde das Arzneimittel unter dem Namen Zinplava (Merck) bereits im Oktober zugelassen.

Der selektive und vollständig humane monoklonale Antikörper Bezlotoxomab bindet mit hoher Affinität an das Toxin B von Clostridium difficile und neutralisiert es. Der Wirkstoff selbst hat keinerlei antibiotische Wirkung und dient daher nicht zur Behandlung einer akuten Infektion. Das Antitoxin wird als einmalige Infusion in Kombination mit dem Standardantibiotikum wie Metronidazol, Vancomycin oder Fidaxomicin verabreicht. Bezlotoxumab hat eine Halbwertszeit von etwa 19 Tagen.

Zinplava könnte voraussichtlich die erste Behandlungsoption zur Prävention von wiederkehrenden CDI für Erwachsene mit erhöhtem Risiko sein. Nahezu jeder vierte Patient erfährt ein Rezidiv nach einer CDI. Der Wirkstoff sorgt für eine erhöhte passive Immunität gegen das Toxin B. Die häufigsten Nebenwirkungen können Übelkeit, Schwindel oder Fieber sein. Der Wirkstoff wird als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung zu 25 mg/ml im Handel sein.

Clostridium difficile schädigt die Darmwand und verursacht Durchfälle, Entzündungen, Fieber und abdominale Schmerzen. Das Bakterium ist einer der häufigsten Krankenhauskeime. Das grampositive anaerobe Stäbchenbakterium bildet Sporen und ist gegen Wärme und Austrocknung stabil. Es produziert zwei pathogene Toxine, das Enterotoxin A und das Cytotoxin B.

Das Bakterium ist menschlichen Darm zu finden. Der Darm von Kindern ist zu etwa 80 Prozent mit Clostridium difficile besiedelt, bei Erwachsenen liegt der Anteil nur noch bei 5 Prozent. Das Risiko, stationär an einer CDI durch eine Antibiose zu erkranken, liegt bei etwa 1:100. Ursache können die im Krankenhaus verwendeten Breitbandantibiotika sein.

Das Risiko, an einer CDI zu erkranken, steigt durch die Gabe von Antibiotika wie Cephalosporinen, Clindamycin und Ampicillin, jedoch kann nahezu jeder Infektion eine andere Antibiose vorausgegangen sein. Patienten, die Protonenpumpen-Hemmer einnehmen, stellen eine weitere Risikogruppe dar. Die verminderte H+-Ionenkonzentration im Magen begünstigt die CDI. Patienten mit weiterer Antibiose oder chronischen gastrointestinalen Erkrankungen bilden häufig Rezidive.

Als Rezidiv wird die Infektion bezeichnet, wenn innerhalb von zwei Monaten eine erneute CDI auftritt. Die Inkubationszeit kann wenige Tage bis mehrere Woche betragen. Wiederkehrende Infektionen werden dann mit einer antimikrobiellen Intervalltherapie und der Gabe von Probiotika behandelt.

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