Nomenklatur wird angepasst

Antikörper: Keine neuen „Mabs“ mehr

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Berlin -

Die Endung „-mab“ weist darauf hin, dass es sich beim vorliegenden Wirkstoff um einen monoklonalen Antikörper (MAK) handelt. Bevacizumab, Adalimumab oder Erenumab – alle haben die gleiche Endung. Die MAK mittlerweile die größte Gruppe innerhalb der biologischen Arzneimittel ausmachen, kommt es bei der Benennung mittlerweile zu Problemen. Die Lösung: Neue MAK sollen nicht mehr auf das Suffix „-mab“ enden. Es wird komplexer, dafür aber auch spezifischer.

Jeder Arzneistoff hat eine sogenannte INN-Bezeichnung. INN steht für „International Nonproprietary Name“. Einmal vergeben, kann diese Bezeichnung nicht mehr geändert, aber auch eben nicht mehr gelöscht werden. Der INN wird bereits vor der Zulassung vergeben, sodass folglich einige Bezeichnungen niemals am Markt erscheinen werden. So waren beispielsweise bis April diesen Jahres 879 INN für MAK vergeben. Tatsächlich am Markt waren bis Jahresbeginn jedoch nur 114 MAK. 765 Namen können also nicht mehr vergeben werden.

Übrigens: Das bislang etablierte Nomenklatur-Schema mit der Endung „-mab“ wurde 1961 eingeführt. Zu dieser Zeit machte der Anteil an biologischen Arzneimitteln nur einen Bruchteil am Gesamtmarkt aus.

Vier neue Suffixe

Da die INN immer unverwechselbar sein soll sind die Möglichkeiten bei dieser Vorgehensweise zukünftig eingeschränkt. Die WHO-Expertengruppe beschloss aus diesem Grund die Nutzung des Stammes -mab einzustellen. Stattdessen soll ein neues Nomenklatursystem genutzt werden, welches direkt mehr Aufschluss über den MAK gibt. „-mab“ macht vier neuen Stammsilben Platz:

  • „-tug“ – unmodified immunglobulins
    • Wirkstoffe, die dem Aufbau natürlicher Antikörper entsprechen, chimäre und humanisierte Antikörper
  • „-bart“ – artificial immunglobulins
    • Monospezifische, vollständige Immunglobuline mit veränderung in der Aminosäuresequenz
  • „-ment“ – immunflobulin fragments
    • Monospezifische Fragmente mit vollständiger, in Teilen vorhandener oder ohne konstante Region
  • „-mig“ – multi-specific immunglobulins
    • Bi- und multispezifische Immunglobuline mit verschiedenen variablen Domänen mit unterschiedlichen Sets von CDRs

Infixe bleiben bestehen

Bei den Endungen ändert sich viel, anders bei den Infixen, die klassischerweise Hinweise auf die pharmakologischen Angriffspunkte geben. Die neuen Suffixe können demnach mit den bisherigen Infixen kombiniert werden. Lediglich das Infix „-li-“ wird überarbeitet. Es steht für immunmodulatorisch. Die meisten MAK wirken immunmodulatorisch, dementsprechend sei die Bezeichnung wenig informativ und völlig überlastet. Die Neueinführung von Subgruppen soll Ärzt:innen und Apotheker:innen auf einem Blick detailliertere Informationen zum Wirkprinzip geben. Es werden folgende zwei Subgruppen eingeführt: „-sto-“ für immunstimulatorisch und „-pru-“ für immunsuppressiv. Das Infix „-ki-“ soll zudem für Zytokine und Zytokinrezeptoren eingeführt werden.

Spezialfälle

  • Antikörper in Fusionsproteinen
    • Seit 2017 erhalten diese Wirkstoffe die Stammsilbe „-fusp“. Enthält das Fusionsprotein vollständige Antikörper oder Antikörperfragmente, so weist das Infix „-a-“ darauf hin.
  • Antikörper-Wirkstoff-Konjugate
    • Verknüpfung von zielgerichteten Antikörpertherapie mit zytotoxischen Wirkstoffen. In der Nomenklatur folgt aktuell auf den Antikörpernamen das Wort für den konjugierten Wirkstoff. Dieses Prinzip soll beibehalten werden.
  • Antikörper als Komponenten in Zelltherapeutika
    • Für diese Zelltherapeutika existiert eine eigene INN-Nomenklatur. Auch zukünftig bleibt die Nomenklatur der Antikörper als Komponenten in Zelltherapeutika von den neuen Regelungen unberührt.

Ziel der radikalen Änderung der Nomenklatur für Antikörper als Arzneistoffe ist laut WHO das Erreichen einer flexiblen und zukunftsfähigen Herangehensweise für die Bennennung der Moleküle um die zunehmende Diversität der Antikörperkonstrukte besser abzubilden und mehr Flexibilität in die Namensgebung zu bringen. Die WHO beschloss die Änderungen im Oktober 2021.

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