Darminfektionen

Antikörper gegen EHEC dpa, 29.05.2011 16:14 Uhr

Berlin - 

Mehrere deutsche Kliniken setzen im Kampf gegen besonders schwere Infektionen mit EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia coli) jetzt auf ein neues Mittel. Sie wollen mit einem Antikörper das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) stoppen, das nach einer Infektion mit dem Darmkeim auftreten kann. Die Mediziner hoffen, dass Eculizumab gegen das akute Nierenversagen bei HUS wirken könnte.

Die neue Behandlung wird etwa in den Unikliniken Hamburg, Hannover sowie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) bei schwerkranken HUS-Patienten angewandt. Ob sie wirkt, lässt sich Experten zufolge noch nicht beurteilen.

Nach Angaben des UKSH-Sprechers Oliver Grieve hat es zwar erste Erfolge gegeben, aber „das Mittel als neues Wundermittel zu bezeichnen, weckt falsche Hoffnungen“. Noch sei unklar, ob die Verbesserungen bei manchen Patienten auf den Antikörper zurückzuführen seien, sagte Grieve am Sonntag.

Ärzte und Wissenschaftler aus Heidelberg, Montreal und Paris stellen im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ die erfolgreiche Behandlung von drei Kindern im Alter von drei Jahren mit diesem Antikörper vor. Die Kinder waren im vergangenen Jahr nach EHEC-Infektionen an HUS erkrankt. Sie litten an Nierenversagen sowie an schweren Störungen des Nervensystems.

Innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Infusion, die im Abstand von sieben Tagen zwei- bis viermal wiederholt wurde, habe sich der Zustand der Kinder deutlich verbessert, berichten die Mediziner in der Zeitschrift. „Alle drei Kinder erholten sich und zeigten auch sechs Monate nach der Erkrankung keine Folgeschäden“, teilte die Uniklinik Heidelberg mit. Die Wissenschaftler halten es für unwahrscheinlich, dass sich alle drei Kinder spontan von selbst
erholt haben.

„Wir hoffen, dass diese Ergebnisse den akut Erkrankten zu Gute kommen“, sagte der Heidelberger Studienautor Professor Dr. Franz Schaefer. Er geht davon aus, dass auch Erwachsene von einer Therapie mit dem Antikörper profitieren könnten.

Im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) bekämen mehrere EHEC-Infizierte mit Komplikationen die Antikörpertherapie, sagte der Nierenspezialist Professor Dr. Rolf Stahl. Seit Freitagabend werde das Mittel bei schwerstkranken Patienten mit Störungen des zentralen Nervensystems eingesetzt. UKE-Ärzte hatten das Mittel bereits vor einigen Monaten bei einem atypischen, nicht durch EHEC-Erreger hervorgerufenen HUS-Fall angewendet.

Eculizumab war dem Fachbericht zufolge auch zur Behandlung einer seltenen Blutkrankheit sowie einer seltenen angeborenen Form von HUS eingesetzt worden.