Antikörper als Lipidsenker APOTHEKE ADHOC, 26.05.2015 10:41 Uhr
Zur Behandlung von Hypercholesterinämie könnte bald ein Antikörper zur Verfügung stehen: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) empfiehlt die Zulassung von Repatha (Evolocumab). Das Präparat des US-Konzerns Amgen wird ein- bis zweimal im Monat subcutan injiziert und ist bislang nirgends auf der Welt zugelassen.
Repatha soll eingesetzt werden bei erwachsenen Patienten mit erhöhten Cholesterin-Werten, die entweder unzureichend auf Statine ansprechen oder für eine Behandlung damit nicht infrage kommen. Indiziert ist das Präparat bei Hypercholesterinämie oder Dyslipidämie, in Ergänzung zu Ernährungsmaßnahmen sowie nach Möglichkeit in Kombination mit Statinen. Bei Patienten mit erblicher Hypercholesterinämie (homozygote familiäre Hypercholesterinämie, HoFH) ist der Einsatz bereits ab 12 Jahren möglich.
Evolocumab hemmt die Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9 (PCSK9), ein Enzym, das die Zahl der LDL-Rezeptoren in der Leber senkt und damit die Ausscheidung von LDL-Cholesterol verringert. Wirksamkeit und Sicherheit wurden in neun Studien mit 5500 Probanden mit Hypercholesterinämie oder Dyslipidämie untersucht. Außerdem wurden in zwei weiteren Studien 250 Probanden mit HoFH eingeschlossen.
Nachgewiesen wurde die Senkung des LDL-Spiegels; die Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität wurden nicht untersucht. Auch der langfristige Nutzen ist bislang nicht bekannt. Über den Studienzeitraum von zwei Jahren gab es laut EMA nur wenige Abbrüche wegen schwerwiegender Nebenwirkungen.
Neue Antikörper wurden auch in der Krebsbehandlung empfohlen: Keytruda (Pembrolizumab, Merck) soll bei nicht resezierbarem oder metastasierendem Melanom eingesetzt werden. Pembrolizumab ist ein PD-1-Antikörper (Programmed Cell Death 1 Protein), der in zwei laufenden Studien untersucht wird.
PD-1 wird auf Immunzellen exprimiert; bindet der Rezeptor an bestimmte Liganden auf der Tumorzelle, kommt es zur Inaktivierung. Der Tumor wird nicht angegriffen.
Der erste PD-1-Antikörper, Nivolumab, war im April positiv bewertet worden. Während das Medikament gegen Hautkrebs in den USA schon unter dem Handelsnamen Opdivo auf dem Markt ist, hat der Hersteller Bristol-Myers Squibb jetzt ein positives Votum für die zweite Indikation erhalten: Unter dem Namen Nivolumab BMS soll das Präparat auch bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) eingesetzt werden können. In einer Studie mit 272 Patienten lag die Überlebensrate nach zwölf Monaten bei 42 Prozent, verglichen mit 24 Prozent in der
Unituxin (Dinutiximab, United Therapeutics Corporation) soll in Kombination mit Koloniestimulierenden Faktoren (GM-CSF), Interleukin-2 und Isotretionen bei Patienten mit Hochrisiko-Neuroblastom eingesetzt werden. Die Nervenzelltumore treten vor allem bei kleinen Kindern auf, das Präparat hat daher den Status als Orphan drug erhalten.
Dinutiximab blockiert das Disialogangliosid GD2, das in großer Menge auf der Oberfläche von Melanomzellen vorkommt. In der zulassungsrelevanten Studie mit 230 Patienten wurde die Kombination mit der alleinigen Behandlung mit Isotretionin verglichen. Die Überlebensrate nach zwei Jahren lag bei 66 versus 48 Prozent.
Weil GD2 auch auf Nervenzellen vorkommt, sind Verwirrtheit und Neuralgien häufige Nebenwirkungen. Zwei Drittel der Patienten hatten unter der Therapie Schmerzen, 40 Prozent sogar schweren Grades.
Zulassungserweiterungen gab es für Fycompa, Imbruvica, Kuvan, Simponi, Stelara und Xultophy. Außerdem kann Gilead unter dem Namen Evotaz eine Kombination der beiden Wirkstoffe Atazanavir und Cobicistat auf den Markt bringen, die als Monopräparate bislang unter den Namen Reyataz und Tybost vertrieben werden. Omidria ist ein neues Ophthalmikum, das Phenylephrin und Ketorolac enthält.