Antiepileptika fördern Suizidgedanken Désirée Kietzmann, 13.08.2008 15:28 Uhr
Die Einnahme von Antiepileptika kann das Risiko, Selbstmordgedanken zu entwickeln, erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt die Europäische Arzneimittelagentur EMEA nach der Auswertung zahlreicher Studien. Die Nebenwirkung betrifft den Angaben zufolge alle antiepileptischen Arzneistoffe und kann bereits in der ersten Woche nach Therapiebeginn auftreten. Die Fach- und Produktinformation der Medikamente soll nun entsprechend aktualisiert werden. Zusätzlich sollen Ärzte ihre Patienten vor einer Behandlung künftig auf Anzeichen von Selbstmordgedanken hin untersuchen.
Für die Arzneistoffe Topiramat, Levetiracetam, Vigabatrin und Zonisamid ist das erhöhte Risiko für Selbstmordgedanken bereits seit einigen Jahren bekannt. Die EMEA hatte daraufhin die detailierte Bewertung dieser sowie acht weiterer Antiepileptika (Carbamazepin, Gabapentin, Tiagabin, Natrium-Divalproex, Felbamat, Lamotrigin, Oxcarbazepin, Pregabalin) initiiert. Ein Wechsel der bestehenden Therapie ist nach Angaben der EMEA nicht angezeigt, da die Datenlage keinen Hinweis darauf gebe, dass sich das Risiko der einzelnen Arzneistoffe unterscheide.
Auch die US-Arzneimittelbehörde FDA beobachtet die Antiepileptika bereits seit längerem hinsichtlich ihrer Gefahr, Selbstmordgedanken zu fördern. In einer kürzlich veröffentlichten Studie hatten die Anwender des Antiepileptikum Lyrica (Pregabalin) häufiger Suizidgedanken als die Mitglieder der Placebo-Gruppe. Der Hersteller hatte jedoch mit Verweis auf eigene Studiendaten die Forderungen nach einer „Boxed Warning“ zurückgewiesen.