Synjardy verschwindet aus Deutschland Nadine Tröbitscher, 16.11.2016 11:48 Uhr
Boehringer Ingelheim und Lilly nehmen Synjardy (Empagilflozin/Metformin) vom Markt. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte dem Antidiabetikum keinen Zusatznutzen attestiert. Alle im Umlauf befindlichen Packungen müssen an den Großhandel zurückgeschickt werden.
Synjardy wurde zweimal täglich eingenommen und war in vier festen Dosiskombinationen auf dem Markt. Behandelt wurden Diabetiker vom Typ 2, deren Therapie mit der Höchstdosis Metformin oder der Kombination Metformin mit anderen Antidiabetika erfolglos war. Ebenso konnten Patienten, die mit Metformin und Jardiance (Empagliflozin) als Monopräparate behandelt wurden, auf die fixe Kombination umgestellt werden.
Für Jardiance ist der Nutzen weiterhin belegt, erst im September wurde das Monopräparat positiv bewertet. Synjardy-Patienten steht jetzt wieder die freie Kombination aus Jardiance und Metformin zur Verfügung.
Empagliflozin hemmt selektiv den Natrium-Glucose-Cotransporter 2 (SGLT2), der an der Niere für eine Reabsorption von Glucose sorgt. Außerdem wird Glucose vermehrt über den Urin ausgeschieden. Der G-BA bestätigte einen Zusatznutzen für Patienten mit kardivaskulären Vorerkrankungen und Diabetes Typ 2. Eine Senkung des HbA1C-Wertes und des Blutdrucks konnte gezeigt werden. Ebenso waren weniger Hypoglykämien und eine Gewichtsabnahme zu verzeichnen. Empagliflozin senkt somit das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen von Patienten mit Diabetes Typ 2. Jardiance wird einmal täglich eingenommen.
Der Zusatznutzen konnte im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Langzeitstudie belegt werden. Mehr als 7000 Patienten aus 42 Ländern mit Typ-2-Diabetes und einem hohen Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse erhielten entweder eine Standardtherapie plus Jardiance oder eine Standardtherapie plus Placebo. Das kardivaskuläre Mortalitätsrisiko konnte über etwa drei Jahre um 38 Prozent verringert werden.
Jardiance ist für den Großhandel nur kontingentiert erhältlich. Apotheken können das Medikament über Pharma Mall bestellen. Grund ist das geringe Preisniveau in Deutschland; Importeure schnappen laut Hersteller den Apotheken Ware weg, um sie dann im Ausland anzubieten.
Andere Wirkstoffe aus der Gruppe der SGLT-2-Hemmer sind bereits verschwunden: Janssen hatte erst Invokana und später auch das Kombipräparat mit Metformin, Vokanamet, nach negativer Nutzenbewertung vom Markt genommen. Forxiga (Dapagliflozin) und Xigduo (Dapagliflozin/Metformin) ereilte zunächst dasselbe Schicksal: AstraZeneca und Bristol-Myers Squibb nahmen das Monopräparat vom Markt, nachdem die Preisverhandlungen gescheitert waren. Inzwischen konnten sich die Hersteller aber doch noch mit dem GKV-Spitzenverband auf einen Erstattungspreis einigen.