Weil sich Novartis mit dem GKV-Spitzenverband nicht auf einen Preis für Galvus (Vildagliptin) und Eucreas (Vildagliptin/Metformin) einigen konnte, verschwinden die Antidiabetika zum 1. Juli vom Markt. Bestände können weiter abverkauft werden. Der Pharmakonzern spricht von einem „weiteren tiefen Einschnitt in die Versorgung von Typ 2-Diabetikern in Deutschland“. Mehr als 350.000 Patienten müssten demnächst umgestellt werden.
Nachdem Novartis zunächst mit juristischen Mitteln versucht hatte, die Bestandsmarktprüfung zu verhindern, war der Konzern im Dezember in die Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband eingestiegen. Anders als bei Sitagliptin und Saxagliptin hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) bei Vildagliptin nicht einmal Anhaltspunkte für einen geringen Zusatznutzen gesehen.
„Wir waren bis zuletzt bereit, unseren Beitrag zu leisten und deutlich im Preis nach unten zu gehen“, sagt Pharmachef Mark Never. „So haben wir eindeutige Signale gesetzt und unseren Preis schon im Mai um 30 Prozent gesenkt. Doch einen Preis, der auf Generika-Niveau festgelegt würde, können wir nicht mitgehen.“
Die Entwicklung sei besonders enttäuschend, da bis zuletzt offen gewesen sei, ob das Aus für die Bestandsmarktprüfung auch für die Gliptine hätte gelten müssen. Die Große Koalition hatte die Nutzenbewertung in diesem Bereich abgeschafft und im Gegenzug Herstelllerabschlag und Preismoratorium fortgeschrieben.
Laut Novartis gibt es mittlerweile neue Daten aus einer exklusiv in Deutschland durchgeführten Studie, bei der die vom G-BA definierte zweckmäßige Vergleichstherapie berücksichtigt wurde. Die ersten Ergebnisse seien positiv für Vildagliptin. Derzeit weiß aber niemand, ob der Hersteller eine neue Prüfung beantragen kann: „Es ist unklar, ob diese Möglichkeit besteht. Denn anders als bei Wirkstoffen, die nach dem 1. Januar 2011 in Deutschland eingeführt werden, ist die Wiedervorlage zur Bestandsmarktbewertung nicht klar geregelt“, so das Unternehmen. „Ursache dafür: die Beendigung des Bestandsmarktaufrufs durch das 14. SGB-V Änderungsgesetz.“
Bei anderen Wirkstoffen gab es bereits ähnliche Probleme: Den ersten Vertreter der Gruppe, Linagliptin, gibt es bereits seit 2012 nicht mehr: Boehringer und Lilly hatten Trajenta mangels Erstattungspreis vom Markt genommen.
Im April kam das Aus für Lyxumia (Lixisenatid, Sanofi). Dagegen bleibt Forxiga (Dapagliflozin) verfügbar, nachdem sie die Hersteller AstraZeneca und Bristol-Myers Squibb (BMS) am Ende doch noch mit dem GKV-Spitzenverband auf einen Erstattungspreis geeinigt hatten. Auch andere Indikationen sind betroffen: Almirall nahm das Darmmittel Constella (Linaclotid) vom Markt. Das Antiepileptikum Fycompa (Eisai) muss importiert werden.
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