Metformin lässt sich auch gegen Tuberkulose einsetzen. Mit dem Antidiabetikum wird die Immunabwehr nach einer Infektion durch den Erreger deutlich verbessert, berichten Forscher der Universität Basel in der Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“. Die Wissenschaftler hoffen auf eine Lösung gegen die zunehmende Verbreitung von resistenten Stämmen des Bakteriums.
Mycobacterium tuberculosis wächst nur sehr langsam, deswegen nimmt auch das Problem der Resistenzbildung bei der Behandlung durch Antibiotika zu. Statt direkt auf das Bakterium zu zielen, konzentrierten sich Forscher bei der Suche nach neuen Wirkstoffen in den letzten Jahren vermehrt darauf, die Immunantwort der Erkrankten zu verstärken.
Laut den Baseler Forschern und ihren Kollegen in Singapur verbessert Metformin die Immunantwort auch nach einer Tuberkuloseinfektion. Demnach konnte der Wirkstoff in Zellkulturen, aber auch bei lebenden, mit Tuberkulose infizierten Mäusen das Wachstum der Bakterien durch eine erhöhte spezifische Immunantwort bremsen.
Metformin verstärke beim befallenen Organismus die Produktion von reaktiven Sauerstoffverbindungen (ROS). Dadurch werde wiederum die Entzündung eingedämmt. ROS werden als natürliche Nebenprodukte des normalen Sauerstoff-Stoffwechsels gebildet und spielen eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung und der antimikrobiellen Abwehr von Krankheitserregern: Die in die Zellen eingedrungenen Bakterien werden abgetötet. Menschen mit Störungen in der ROS-Produktion sind anfällig auf verschiedene Infektionskrankheiten.
Zudem habe eine Behandlung mit Metformin bei Diabetespatienten, die mit Tuberkulose infiziert waren, die Krankheit kontrolliert und abgeschwächt. Laut den Forschern hatten die behandelten Tuberkulosepatienten weniger Hohlräume in der Lunge, wodurch sich dort weniger Mykobakterien ansiedeln konnten. Ein weiterer Vorteil: Der Wirkstoff kann über Jahre hinweg eingenommen werden, ohne dass Nebenwirkungen auftreten.
„Unsere Daten legen nahe, dass Metformin als unterstützende Therapie gegen Tuberkulose eingesetzt werden könnte“, so die Wissenschaftler. Die Wirksamkeit des Medikaments sollte daher in prospektiven klinischen Studien getestet werden.
Mit jährlich neun Millionen Neuansteckungen und 1,5 Millionen Todesopfern vor allem in südlichen und östlichen Ländern führt Tuberkulose die WHO-Statistik der weltweit tödlichsten Infektionskrankheiten an.
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