Festgelegte Einnahmedauer nicht mehr zeitgemäß

Antibiotikatherapie: Dauer mit CRP-Wert steuern

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Berlin -

Für viele antibiotische Wirkstoffe gibt es festgelegte Einnahmeschemata mit bewährten Angaben zur Einnahmedauer. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass auch eine kürzere Einnahme ähnlich gute Wirkungen erzielen kann. Eine CRP-gesteuerte Einnahme könnte sogar die ideale Einnahmedauer ermitteln.

Die Einnahme eines Antibiotikums kann lebensrettend sein, dennoch geht die Therapie oft auch mit Nebenwirkungen oder Folgen für den Organismus einher. Forscher der Universität in Genf haben sich deshalb mit der Therapie von unkomplizierten Bakteriämien mit g­­­ramnegativen Erregern beschäftigt und vor allem die Dauer der Therapie genauer unter die Lupe genommen. Ihre Untersuchungen ergaben, dass eine solche Antibiotikatherapie ohne Nachteile für den Patienten von 14 auf 7 Tage verkürzt werden kann.

7 statt 14 Tage?

Bei leichteren Infektionen erfolgt die Antibiotikagabe meist nur sieben Tage, bei gramnegativen Bakteriämien befinden sich die Erreger jedoch im Blutstrom – es handelt sich daher um eine potenziell lebensgefährliche Infektion. Meist erfolgt dann eine Behandlung über 14 Tage. Diese ist jedoch den Ergebnissen der Forscher zufolge nicht unbedingt mit besseren Heilungschancen verbunden.

In einer randomisierten Studie – der „Pirate-Studie“ – untersuchte das Team den Effekt beider Einnahmedauern in Zusammenarbeit mit drei Schweizer Schwerpunktkliniken. Zusätzlich wurde in einer dritten Gruppe die Dauer von der Konzentration des C-reaktiven Proteins (CRP) abhängig gemacht. Insgesamt nahmen rund 500 Probanden an der Studie teil, bei denen eine gramnegative Bakteriämie diagnostiziert wurde. Alle Patienten erhielten eine Antibiotikatherapie, welche sich bei einer Resistenztestung wirksam gezeigt hatte.

CRP-gesteuerte Therapie als Chance

Ein Drittel der Patienten erhielt die übliche 14-tägige Therapie, ein weiteres Drittel wurde nur sieben Tage behandelt. In der dritten Gruppe war der CRP-Wert entscheidend für die Fortsetzung und Dauer der Antibiotikatherapie: Ab dem fünften Einnahmetag wurde der Wert täglich bestimmt. Das Antibiotikum wurde solange eingenommen, bis der CRP-Wert um mindestens 75 Prozent gesunken war. Primärer Endpunkt der Studie war das Therapieversagen – gekennzeichnet durch ein Rezidiv, das Auftreten von Komplikationen, eine erneut notwendige Antibiotikatherapie oder Tod des Patienten.

Die Therapie der CRP-geführten Patienten lag zwischen 5 und 28 Tagen – durchschnittlich waren es jedoch sieben Tage. Unter der festen Behandlungsdauer von 14 Tagen kam es bei 5,5 Prozent der Patienten zu einem klinischen Versagen, in der 7-tägigen Behandlungsgruppe waren es 6,6 Prozent. In der CRP-geführten Gruppe hingegen kam es nur bei 2,4 Prozent zum klinischen Versagen.

Der CRP-Wert als Entzündungsindikator

Diese Ergebnisse deuten den Forschern zufolge auf den Nutzen einer CRP-geführten Antibiotikatherapie hin. Obwohl der Wert nicht spezifisch für Infektionen sei, könne er bei unkomplizierten Bakteriämien durchaus für die Bestimmung der Einnahmedauer geeignet sein. Die Regel der 14-tägigen Einnahme bei Patienten mit einer schweren Infektion sei heute nicht mehr zeitgemäß, erklärte Dr. Angela Huttner, Leiterin der Studie.

Beim CRP handelt es sich um das sogenannte „C-reaktive Protein“ – ein Eiweiß, welches bei Entzündungen im Körper vermehrt im Blut nachweisbar ist und in der Leber gebildet wird. CRP ist fester Bestandteil des menschlichen Immunsystems. Genau genommen zählt es zu den „Akute-Phase-Proteinen“, welche bei einer akuten Entzündung im Körper vermehrt ins Blut abgegeben werden. CRP hilft dem Körper dann dabei abgestorbene Immunabwehrzellen und körperfremde Substanzen aus dem entzündeten Gewebe zu entfernen. Kommt es zu einer Infektion bindet CRP an tote Immunzellen oder Krankheitserreger, dadurch werden sie anschließend den Fresszellen präsentiert. Durch diese Vorgänge steigt der CRP-Wert bei Infektionen innerhalb weniger Stunden stark an, bei einem Abklingen sinkt er ebenso rasch wieder ab. Der Wert liefert daher zwar Hinweise auf ein Entzündungsgeschehen im Körper, kann jedoch nicht anzeigen, wo genau sich der Herd befindet.

 

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