Antibiotikaresistenzen stellen weltweit ein ernstzunehmendes Problem dar. Eine neue Studie zeigt, dass Schadstoffe aus Zigarettenrauch und Zigarettenabfällen das Wachstum resistenter Bakterien fördern können.
Das Institut für Hydrobiologie der Technischen Universität Dresden (TUD) konnte in einer Studie zeigen, dass Schadstoffe aus Zigarettenrauch und -abfällen das Wachstum und die Verbreitung resistenter Bakterien in der Umwelt fördern können. Die internationale Forschungsgruppe belegt zudem, dass Rauchen die Verbreitung resistenter Bakterien in der Lunge verstärkt. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „Environmental Health Perspectives“ veröffentlicht.
Jedes Jahr sterben Millionen Menschen an den direkten Folgen des Rauchens. Doch die Studie der Dresdner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken in Dresden und Heidelberg sowie der Tsinghua University in China durchgeführt wurde, zeigt, dass Rauchen auch indirekt zur Gesundheitsgefahr wird: Schadstoffe aus Zigarettenrauch und weggeworfenen Zigarettenstummeln können resistente Keime in der Umwelt fördern.
„Zigarettenfilter enthalten viele der giftigen Substanzen aus dem Zigarettenrauch“, erklärt Dr. Uli Klümper vom Institut für Hydrobiologie an der TUD. „Wir konnten in unserer Studie feststellen, dass diese Filter, wenn sie in Gewässern landen, vermehrt von potenziell krankheitserregenden Keimen und Bakterien mit Antibiotikaresistenzen besiedelt werden, da diese besonders gut an die widrigen Bedingungen auf den Filtern angepasst sind.“
Diese mit resistenten Bakterien behafteten Zigarettenstummel können dann in Gewässer oder an Strände gelangen und so zur Ausbreitung gefährlicher Keime beitragen. „Dies unterstreicht die Notwendigkeit strengerer Maßnahmen gegen das achtlose Wegwerfen von Zigarettenstummeln und verdeutlicht eine weitere versteckte Gesundheitsgefahr durch das Rauchen“, betont Klümper.
Aber auch für Raucherinnen und Raucher hat diese Entdeckung ernste Konsequenzen. Menschen, die rauchen, könnten eine schnellere Verbreitung resistenter Keime in ihrer eigenen Lunge begünstigen. Das bedeutet, dass Lungeninfektionen in Zukunft schwieriger mit Antibiotika behandelbar sein könnten.
Bakterien sind in der Lage ihre Resistenzgene weiterzugeben. Das Problem: Auch zuvor behandelbare Bakterien können Antibiotikaresistenzen entwickeln und schwerer zu bekämpfen sind.
„In unseren Experimenten mit künstlichem Lungenmedium konnte gezeigt werden, dass die giftigen Stoffe, die sich durch Zigarettenrauch in der Lungenflüssigkeit anreichern, eine Stressreaktion der Bakterien auslösen, welche unter anderem die Frequenz der Weitergabe von Resistenzgenen durch Plasmide zwischen Bakterien mehr als verdoppelt“, erklären die Forschenden.
Die Studie macht deutlich, dass es umso wichtiger ist, sowohl das achtlose Wegwerfen von Zigarettenstummeln zu verhindern als auch Aufklärung über die verborgenen Risiken des Rauchens zu betreiben und Menschen zum Rauchstopp zu motivieren.