Doxycyclin und Azithromycin

Antibiotika: „Wir kratzen Restbestände zusammen“ Sandra Piontek, 18.07.2024 12:30 Uhr

Erik Tenberken betrachtet die Engpässe von Antibiotika wie Doxycyclin und Azithromaycin mit großer Sorge. Foto: Birken-Apotheke
Berlin - 

Zur Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten kommen häufig Antibiotika zum Einsatz. Viele Wirkstoffe sind derzeit in Deutschland jedoch knapp. Mehr noch: Es muss mit Einschränkungen bei der Behandlung von Infektionskrankheiten wie Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis gerechnet werden.

Die Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärzt:innen für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (dagnä), die Deutsche Aidshilfe (DAH) und die Vertretung HIV-kompetenter Apotheken (DAHKA) teilen gemeinsam mit: „Die Antibiotika Doxycyclin und Azithromycin stehen offenbar nicht mehr ausreichend zur Verfügung.“

Trauriges Fazit: Es muss mit Einschränkungen bei der Behandlung von Infektionskrankheiten wie Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis gerechnet werden. Heißt konkret: „Wir können bei beiden Wirkstoffen schätzungsweise nur noch 50 Prozent des Bedarfs decken, so DAHKA-Vorstand Erik Tenberken.

„Kratzen Restbestände zusammen“

Die Engpässe treten nicht nur lokal auf: „Alle Apotheken sind davon betroffen.“ Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) meldet aktuell nur insgesamt vier Hersteller mit Lieferschwierigkeiten. Tenberken erklärt jedoch: „Es liefert aktuell kein Hersteller in gewohntem Umfang. Wir zehren von Vorräten und kratzen Restbestände zusammen“, so der Apotheker. Lange gehe das nicht mehr gut, ist er sich sicher. „Wenn bei den Großhändlern nichts zu bekommen ist, versuchen wir es direkt und sammeln uns so etwas zusammen. Aber wenn das so weiter geht, wird es bald im Chaos enden.“

CSD in Berlin

Dabei haben die Engpässe mittlerweile „multifaktorielle Gründe“, so Tenberken. „Die Rabattverträge und Preispolitik spielen eine große Rolle, aber auch das chinesische Anti-Spionage-Gesetz wird die Lage weiter verschärfen“, so der Pharmazeut. Im Hinblick auf die beiden antibiotischen Wirkstoffe Doxycyclin und Azithromycin erwarte er große Probleme: „Die CSD-Saison liegt erst noch vor uns“, so der Apotheker im Hinblick auf die Pride-Parade. In Berlin findet mit dem Christopher Street Day (CSD) am 27. Juli einer der größten Straßenumzüge in ganz Europa statt.

„Aber wir brauchen nicht nur wirksame Antibiotika für Geschlechtskrankheiten, sondern selbstverständlich auch für viele andere bakterielle Infektionen“, so Tenberken. Er plädiert deshalb dringend für die Änderung von mangelhaften Meldeverfahren bei Engpässen. „Es muss zur Meldepflicht werden, wenn die Verfügbarkeit von bestimmten Medikamenten unter den Bedarfsdurchschnitt von drei Monaten fällt.“