EU-Kommission lässt Resistenzen erforschen APOTHEKE ADHOC, 15.02.2013 10:08 Uhr
Im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen hat die von der EU-Kommission ins Leben gerufene „Innovative Medicine Initiative“ (IMI) das Forschungsprojekt „Translocation“ gestartet. Ziel ist es, die molekularbiologischen Prozesse zu ergründen, über die Antibiotika durch die Zellwände der Bakterien gelangen. Außerdem sollen die Resistenzmechanismen untersucht werden. Ein Datenbanksystem soll für den nötigen Austausch sorgen.
Insgesamt drei deutsche Universitäten beteiligen sich an dem Projekt, europaweit sind es 14. Neben der Jakobs University Bremen sind die Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und das Universitätsklinikum Freiberg dabei. Fünf Pharmakonzerne kooperieren ebenfalls, darunter AstraZeneca, Basilea, GlaxoSmithKline, Janssen und Sanofi. Das Projekt ist zunächst auf fünf Jahre angelegt und hat ein Budget von 29,3 Millionen Euro.
Im Fokus sollen zunächst Escherischia coli, Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa sowie Acinetobacter baumannii stehen. Die Erkenntnisse sollen dann für die gezielte Entwicklung von neuen Wirkstoffen genutzt werden. Diese sollen einerseits gut aufgenommen werden und andererseits als Zellgift unerkannt bleiben. Eine Datenbank soll außerdem erstmals den Informationsaustausch zwischen den Forschungslaboren und Pharmaunternehmen ermöglichen.
Multiresistente Keime stellen laut WHO einen „besorgniserregenden öffentlichen Gesundheitsnotstand mit bislang unabsehbarer Tragweite“ dar. Allein in der EU sterben laut Jakobs Universität jährlich 25.000 Menschen an Infektionen mit multiresistenten Bakterien. Kosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro entstünden dem Gesundheitssystem jährlich.
Trotz der zunehmenden Resistenzentwicklung sind laut der Jakobs Universität seit 30 Jahren nur zwei neue Antibiotika-Klassen auf den Markt gekommen. Für Hersteller sei die Entwicklung neuer Antibiotika unattraktiv, da klinische Tests sehr aufwendig seien. Außerdem ist die Anwendung bei neuen Antibiotika zunächst auf besonders schwere Infektionen begrenzt. Für Unternehmen bedeutet dies zunächst wenig Rentabilität.