Neue Studiendaten

Antibabypille: Risiko für Depressionen stark erhöht

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Berlin -

Schon länger werden mögliche Auswirkungen der Einnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva auf die psychische Gesundheit von Frauen diskutiert. Bislang fehlte jedoch der wissenschaftliche Zusammenhang zwischen der Pilleneinnahme und möglichen Depressionen. Eine Studie aus Schweden belegt nun, dass das Risiko für depressive Episoden signifikant mit der Anwendung der Pille steigt.

Laut einer aktuellen Analyse der GKV-Verordnungsdaten, die im Wissenschaftlichen Institut der AOK (WidO) vorliegen, ist der Anteil von Mädchen und jungen Frauen, die mit der Pille verhüten 2020, erstmals seit zehn Jahren wieder angestiegen. Somit lag der Verordnungsanteil der kombinierten oralen Kontrazeptiva bei den gesetzlich versicherten Mädchen und Frauen bei 35 Prozent.

Die Pille ist neben Kondomen weiterhin das wichtigste Verhütungsmittel. Doch bei der Verordnung sollten Frauen auf das mögliche Risiko, an einer Depression zu erkranken, hingewiesen werden. Denn: Bei Einahme von Kombinationspräparaten ist die Wahrscheinlichkeit für psychische Verstimmungen signifikant höher als bei Verzicht auf hormonelle Verhütungsmittel.

Studie zu Depressionen

Das konnte eine Studie belegen, die in der Fachzeitschrift „Epidemiology and Psychiatric Sciencesveröffentlicht wurde. Die Daten von 264.557 Frauen, die kombinierte Kontrazeptiva aus Progesteron und Östrogen einnahmen, wurden von einem Team aus Wissenschaftler:innen um Therese Johansson von der Universität Uppsala analysiert. Dabei wurde das Auftreten depressiver Episoden durch Interviews sowie Daten der stationären Krankenhaus- oder Primärversorgung ermittelt. Das Ergebnis: Die Einnahme der Antibabypille erhöhte vor allem in den ersten zwei Jahren nach Therapiebeginn das Depressionsrisiko um 73 Prozent.

Die Wissenschaftler:innen stellten außerdem fest, dass das Risiko für Frauen im Teenageralter am höchsten war. So hatten Frauen, die bereits in jungen Jahren mit der Pilleneinnahme begannen, eine 130 Prozent höhere Inzidenz depressiver Symptomen. Hingegen fiel der Anstieg bei erwachsenen Frauen mit 92 Prozent geringer aus.

Pubertät hat Einfluss

„Der starke Einfluss der Antibabypille auf Teenager lässt sich auf die hormonellen Veränderungen in der Pubertät zurückführen“, so Johansson. „Frauen in dieser Altersgruppe haben bereits erhebliche hormonelle Veränderungen erlebt. Sie können somit nicht nur für hormonelle Veränderungen, sondern auch für andere Lebenserfahrungen empfänglicher sein.“ Anhand der Studiendaten konnte zudem belegt werden, dass das erhöhte Auftreten von Depressionen zurückging, wenn die Frauen nach den ersten zwei Jahren weiterhin orale Kontrazeptiva einnahmen. „Bei jugendlichen Pillenanwenderinnen war jedoch auch nach dem Absetzen der Pille ein erhöhtes Auftreten von Depressionen zu beobachten, was bei erwachsenen Frauen nicht der Fall war“, so die Wissenschaftlerin.

Aufklärung ist essenziell

„Es ist wichtig zu betonen, dass die meisten Frauen externe Hormone gut vertragen, ohne dass sich dies negativ auf ihre Stimmung auswirkt, sodass kombinierte Verhütungspillen für viele Frauen eine ausgezeichnete Option sind“, so Johansson. Doch trotz der vielen Vorteile der Antibabypille sollten Frauen, die die Einnahme einer Antibabypille in Erwägung ziehen, über das mögliche Risiko einer Depression als Nebenwirkung informiert werden, so die Wissenschaftlerin.

„Da wir in dieser Studie nur kombinierte orale Kontrazeptiva untersucht haben, können wir keine Schlussfolgerungen über andere Verhütungsmöglichkeiten wie Minipillen, Verhütungspflaster, Hormonspiralen, Vaginalringe oder Verhütungsstäbchen ziehen“, so Johansson. Es werden deshalb weitere Studien zu den unterschiedlichen Verhütungsmitteln und deren möglichem Risiko für Depressionen folgen.

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