Immunsystem

Antiallergika: Welche Rolle spielen Mineralstoffe? Deniz Cicek-Görkem, 18.01.2018 09:02 Uhr

Berlin - 

Die Pollensaison steht bald vor der Tür und damit die Zeit, in der sich jeder Fünfte mit einer Allergie plagt. Hin und wieder berichten Patienten von einer Verbesserung ihrer Beschwerden, wenn sie bestimmte Mineralstoffe einnehmen. Der Einsatz von Calcium und Magnesium bei Heuschnupfen könnte möglicherweise therapeutisch sinnvoll sein, doch in Arztpraxis und Apotheke ist der Stellenwert noch gering.

Heuschnupfen ist mit Rhinitis allergica und allergischer Konjunktivitis verbunden, die infolge des überreagierenden Immunsystems auftreten. In diesem Zusammenhang sind bei den Allergikern auch Juckreiz und Erytheme zu beobachten. Hintergrund ist die vermehrte Ausschüttung des Gewebehormons Histamin, das über H1-Rezeptoren an den Blutgefäßen eine Vasodilatation und eine Erhöhung der Gefäßpermeabilität auslöst.

Aus früheren Studien ist bekannt, dass Calcium-Ionen die Gefäßpermeabilität senken und die Beschwerden reduzieren können. Mit Aufkommen der modernen Antihistaminika wie Cetirizin oder Loratadin wurde der Mineralstoff aus dem Praxisalltag verdrängt. Grund dafür sind vor allem fehlende kontrollierte Studien.

Die gängigen Calcium-Präparate werden derzeit insbesondere für die Behandlung bei nachgewiesenem Calcium- und Vitamin-D3-Mangel, zur unterstützenden Behandlung der Osteoporose sowie bei Hyperphosphatämie eingesetzt. Eine Indikation bei Heuschnupfen fehlt, dennoch können Ärzte im Rahmen ihrer Therapiefreiheit die Einnahme von Calcium empfehlen.

Aber auch Magnesium kann sich positiv auf die Beschwerden auswirken: Eine im Fachjournal „Physiological Reviews“ veröffentlichte doppelblinde, placebokontrollierte Studie an Asthmapatienten belegt, dass der Mineralstoff die Ausschüttung von Histamin aus den Mastzellen wirksam hemmt. Ein Magnesiummangel könnte sich daher negativ auf die Symptomatik der Allergie auswirken. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass eine Magnesium-Supplementierung nicht nur bei der Behandlung von Asthma, sondern auch bei Migräne, Depression und Koronararterienerkrankung von Vorteil sein kann.

Histamin hat eine besondere Bedeutung bei der Entstehung des allergischen Asthma. Der Patient entwickelt nach dem Kontakt mit Allergenen eine Entzündung der Bronchialschleimhaut und bronchiale Hyperreagibilität. Die allergische Rhinitis kann sich zum allergischen Asthma entwicklen, wenn nicht konsequent therapiert wird. Man spricht von dem sogenannten „Etagenwechsel“. Experten raten daher zu einer Hyposensibilisierung mittels einer spezifischen Immuntherapie.

Doch die Entwicklung einer Allergie ist trotzdem nicht vorhersehbar. Die Symptome können sich mit der Zeit verbessern, beispielsweise mit dem Auftreten einer Schwangerschaft. Es kann aber auch zu einer Verschlimmerung kommen, beispielsweise können Kreuzallergien auftreten. Wie auch bei Calcium, ist die Empfehlung von Magnesium bei Heuschnupfen-Patienten denkbar, jedoch sind die derzeit verfügbaren Präparate nicht explizit dafür zugelassen.