Dymista, Opatanol und Kinder-Allegra

Antiallergika: Drei mögliche Neuzugänge für die Sichtwahl

, Uhr
Berlin -

Ende Januar tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht. Auf der Tagesordnung stehen vier spannende potenzielle OTC-Neueinführungen – drei Antiallergika und ein Mittel zur Raucherentwöhnung. Ein Präparat gegen Durchfall soll dagegen aus der Selbstmedikation verschwinden.

Bilastin 10 mg zur oralen Anwendung – für Kinder

Erst vor einem Jahr wurde Bilastin aus der Verschreibungspflicht entlassen, schon steht das Antihistaminikum wieder auf der Tagesordnung. Nach der Dosierung à 20 mg – die gerade von Sanofi/Nattermann unter dem Namen Allegra eingeführt wurde – geht es nun um die Variante à 10 mg. Normalerweise sind niedrigere Dosierungen automatisch erlaubt, doch bislang ist der Wirkstoff nur zur Anwendung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren für die Selbstmedikation zugelassen. Der neue Antrag bezieht sich auf den Einsatz für Kinder ab sechs.

Azelastin/Fluticasonpropionat zur nasalen Anwendung

Die Kombination aus Azelastin und Fluticason ist aus dem antiallergischen Nasenspray Dymista (Viatris) bekannt. Anwendungsgebiet ist die mittelschwere bis schwere saisonale oder perenniale allergische Rhinitis. Beide Wirkstoffe werden gemeinsam verschrieben, wenn eine Monotherapie nicht ausreicht. Bislang gibt es beide Wirkstoffe nur einzeln ohne Rezept – zum Bespiel in Otri-Allergie oder Vividrin Azelastin.

Olopatadin zur Anwendung am Auge

Unter dem Namen Opatanol vertreibt Novartis Augentropfen mit dem Wirkstoff Olopatadin. Das Präparat wird eingesetzt zur Behandlung der jahreszeitbedingten allergischen Bindehautentzündung bei Kindern ab drei Jahren. Die empfohlene Dosis beträgt ein Tropfen morgens und abends in das betroffene Auge. Der Wirkstoff gehört zu den Antihistaminika mit mastzellstabilisierenden Eigenschaften und wird seit Ende der 1990er-Jahre eingesetzt. Häufige Nebenwirkungen sind Augenschmerzen und -reizungen sowie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Nasentrockenheit und schlechter Geschmack. Augentropfen gibt es auch von Micro Labs, ein antiallergisches Nasenspray wird von Berlin-Chemie unter dem Namen Ryaltris vertrieben.

Cytisin 1,5 mg zur oralen Anwendung

Der Wirkstoff Cytisin könnte ebenfalls aus der Rezeptpflicht entlassen werden; der sekundäre Pflanzeninhaltsstoff des Goldregens soll bei der Rauchentwöhnung helfen. Unter dem Handelsnamen Asmoken (Aflofarm) erst vor einem Jahr eingeführt.

Die Behandlung mit Cytisin erfolgt über einen Zeitraum von 25 Tagen. Die Tabletten werden nach einem bestimmten Schema aufdosiert. Spätestens ab dem fünften Behandlungstag dürfen keine nikotinhaltigen Produkte mehr verwendet werden. Wird danach zur Zigarette gegriffen, muss die Behandlung abgebrochen und später erneut gestartet werden.

Der Inhaltsstoff Cytisin ist ein Alkaloid, das als Agonist an den nikotinischen Acetylcholinrezeptoren fungiert. Diese Rezeptoren sind maßgeblich an der Nikotinsucht beteiligt. Ziel der Behandlung ist die dauerhafte Beendigung des Nikotinkonsums. Allerdings bringt die Substanz eine ganze Liste an Nebenwirkungen mit sich – darunter Magen-Darm-Beschwerden, Hypertonie, Schwindel, Gewichtszunahme, Hautausschläge, Kopf- und Muskelschmerzen, sowie Schlafstörungen, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen.

Nifuroxazid nur noch auf Rezept

Nifuroxazid ist für die Behandlung von bakteriell bedingtem Durchfall zugelassen und derzeit noch ohne Rezept erhältlich. Doch das soll sich ändern – denn Antibiotika in der Selbstmedikation sind umstritten.

Das einzige auf dem Markt befindliche Präparat Pentofuryl gilt laut Hersteller Linden Arzneimittel als zuverlässig wirkendes Arzneimittel gegen bakterielle Erreger wie Escherichia coli und Staphylokokken. Erwachsene nehmen viermal täglich eine Hartkapsel oder zweimal täglich zwei Hartkapseln (entsprechend 800 mg/Tag) ein. Die Dauer der Behandlung ist auf drei Tage begrenzt.

Der Wirkstoff wird nicht vom Körper aufgenommen werden, sondern wirkt ausschließlich im Darm und wird wieder vollständig über die Verdauung ausgeschieden. Daher ist das Nitrofuranderivat nur bei akuter Diarrhoe „bakteriellen Ursprungs ohne Zeichen einer invasiven Erkrankung“ indiziert. Es sollte weder bei einer Verschlechterung des Allgemeinzustands wie Fieber oder infektiös-toxischen Symptomen zum Einsatz kommen, noch Anwendung finden, wenn Blut im Stuhl makroskopisch erkennbar ist. In unseren Breitengeraden wird ein akuter Durchfall jedoch meist durch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Viren, wie beispielsweise Noroviren, ausgelöst. Antibakterielle Arzneimittel zeigen hier keine Wirkung.

Nifuroxazid kann allergische Reaktionen wie Hautrötungen, Juckreiz oder Schleimhautschwellungen hervorrufen und sollte deshalb ohnehin vor der Einnahme ärztlich abgeklärt sein.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch

APOTHEKE ADHOC Debatte