Aktuell kursiert Elotrans als Wundermittel gegen alkoholbedingte Kopfschmerzen und andere Symptome in den sozialen Medien. Doch auch andere Präparate sollen den Hangover abmildern. Die schwedische Firma De Faire Medical, die sich auf die Herstellung von Probiotika spezialisiert hat, hat das Nahrungsergänzungsmittel Myrkl gegen den Kater in Großbritannien auf den Markt gebracht. Eine kleine Studie bestätigt dabei die beworbenen Effekte.
Der Name Myrkl erinnert an das Wort „Miracle“ – die Wunderpille wird von der schwedischen Firma mit dem Beisatz „The pre-drinking pill that works“ verkauft. Das Ganze klingt vielversprechend. Das Prinzip dabei weicht komplett vom aktuell gehypten Elotrans ab. Während der Effekt des Stada-Mittels auf die klassische Rückführung von Elektrolyten und Zucker beruht, setzt De Faire Medical auf Bakterien, die den Stoffwechsel so anheizen sollen, dass der Alkohol um ein Vielfaches schneller abgebaut wird. Deshalb auch pre-drinking pill – im Gegensatz zu Elotrans muss der Myrkl-Anwender sein Trinkgelage planen und die Pille vorher einnehmen.
Damit wirbt der Hersteller:
Das steckt wirklich im Produkt:
Die angegebene Studie wurde mit 24 Probanden im Durchschnittsalter von 25 Jahren durchgeführt und im Journal „Nutrition and Metabolic Insights“ veröffentlicht. Die Proband:innenanzahl ist sehr klein, deshalb sollten die Ergebnisse mit Einschränkungen betrachtet werden. Dennoch: Im Ergebnis zeigte sich ein schnellerer Abbau des Ethanols als in der Placebo-Gruppe. Laut Unternehmensaussagen soll das Medikament bis zu 70 Prozent des Alkohols innerhalb einer Stunde abbauen. Die Proband:innen in der Studie nahmen die Pille jedoch nicht einmalig ein, sondern über mehrere Tage. Eine Woche lang erhielten sie entweder täglich zwei Kapseln Myrkl oder zwei Kapseln Placebo. In der Studie berücksichtigt wurden dann schlussendlich nur Daten von 14 der ursprünglichen 24 Proband:innen.
Enthalten sind Bakterien, die Aminosäure L-Cystein und Vitamin B12. Die Bakterienstämme Bacillus subtilis und Bacillus coagulans stammen aus fermentierter Reiskleie. Währenddessen die Keime für eine schnellere Zersetzung des Ethanols in CO2 und H2O sorgen sollen, dienen die weiteren Zusätze lediglich einem Energieschub. Damit der beschleunigte Alkoholabbau rechtzeitig starten kann ist es wichtig, dass die Konsument:innen die beiden erforderlichen Kapseln 12 Stunden vor dem Alkoholgenuss einnehmen. Die späteste Einnahme sollte eine Stunde vorher erfolgen.
Übrigens: Verantwortlich für die Kater-Kopfschmerzen soll Acetaldehyd sein. Beim Abbau von Ethanol in der Leber entsteht das Zwischenprodukt Acetaldehyd. Abschließend wird Acetaldehyd zu Essigsäure abgebaut.
Der Hersteller preist das Produkt auf seiner Seite für verschiedene Personengruppen an. Seien es Menschen mit hoher Verantwortung im Job, die nach einer After-Work-Party am nächsten Tag wieder einen klaren Kopf haben müssen, Eltern, die trotz Kindern abends ihren Spaß haben möchten oder Rentner, die trotz Alkoholgenuss am Folgetag ein aktives soziales Leben führen wollen – sie alle würden von Myrkl profitieren. Laut Wissenschaftler:innen und Mediziner:innen gibt es aktuell kein Produkt, welches den Kater verhindern kann. Schaut man sich die physiologischen Abläufe an, so können Kopfschmerzen & Co. nur durch verantwortungsbewusstes Trinken oder eben durch den Verzicht auf Alkohol vermieden werden. Mit Blick auf mögliche psychologische Effekte kann das Präparat auch kritisch betrachtet werden: Konsument:innen wird suggeriert, dass der übermäßige Alkoholverzehr durch die einfache Einnahme einer Pille kompensiert werden kann.
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