Kontrazeptiva

Annovera: Verhütungsring für ein Jahr APOTHEKE ADHOC, 17.08.2018 14:30 Uhr

Berlin - 

Erstes vaginales Kontrazeptivum für ein Jahr: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat vor wenigen Tagen dem Verhütungsring Annovera (Segesteronacetat/Ethinylestradiol, Population Council) die Zulassung erteilt. Frauen im gebärfähigen Alter können das Arzneimittel über ein ganzes Jahr wieder verwenden.

Annovera ist ein wiederverwendbares, ringförmiges, flexibles, biologisch nicht abbaubares vaginales Verhütungssystem. Der Verhütungsring wird über einen Zeitraum von drei Wochen in die Vagina eingelegt und anschließend für eine Woche herausgenommen. In dieser Zeit kommt es zur Regelblutung. Nach der „hormonellen Pause“ wird der Ring wieder eingesetzt. Der Rhythmus wird alle vier Wochen für ein Jahr wiederholt. Entsprechend wird mit einem Ring über reinen Zeitraum von dreizehn 28-Tages-Mestruationszyklen verhütet.

Wird der Vaginalring für sieben Tage entnommen, wird er abgewaschen und in einer Box aufbewahrt. Die Lagerung muss nicht im Kühlschrank erfolgen, denn das Kontrazeptivum hält Temperaturen bis zu 30 Grad stand.

Wirksamkeit und Sicherheit wurden in drei klinischen Studien nachgewiesen. Die Probandinnen waren gesunde Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren. Die Studienergebnisse zeigen, dass etwa zwei bis vier Frauen von 100 im ersten Jahr unter Annovera schwanger werden können. Es ergibt sich ein Pearl-Index von 2,98. Nach Definition gibt der Pearl-Index die Zahl der Schwangerschaften an, die trotz Benutzung eines Verhütungsmittels über ein Jahr bei einhundert Frauen auftreten. Zum Vergleich: Die Pille gilt mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 als sicheres Verhütungsmittel.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Kopfschmerzen, Migräne, Übelkeit, Erbrechen, Dysmenorrhoe, Brustspannen oder Juckreiz können auftreten. In einem Boxed-Warning wird über Risiken in Bezug auf Zigarettenrauch und kardiovaskuläre Ereignisse informiert. Raucherinnen älter als 35 Jahre sollten Annovera nicht verwenden. Außerdem ist der Verhütungsring bei Frauen mit einem erhöhten Risiko für arterielle oder venöse thrombotische Erkrankungen oder einer akuten Hepatitis sowie in Kombination mit Ritonavir, Ombitasvir oder Paritaprevir kontraindiziert.

Der wohl bekannteste Verhütungsring in Deutschland ist der Nuvaring (Etonorgestrel/Ethinylestradiol, MSD). Seit Februar 2003 ist das Produkt am Markt – ebenso wie Circlet, ebenfalls von MSD. Seit August vergangenen Jahres sind Generika wie Cyclelle (Hexal), Ginoring (Exeltis) und VeRi-Aristo im Handel. Die generischen Verhütungsringe stellen dabei eine Besonderheit dar – die Arzneimittel sind nicht kühlkettenpflichtig. Aktuell kämpfen die Hersteller mit Lieferproblemen.

Die Verhütungsringe geben Gestagen und Estrogen verzögert ab, so soll der Körper weniger hormonellen Schwankungen unterliegen. Die Kombination soll den Eisprung verhindern und durch eine Verdickung des Zervixschleimes am Gebärmutterhals das Eindringen der Spermien erschweren. Frauen, die sich für einen Verhütungsring entscheiden, können das Produkt selbst einsetzen und nach drei Wochen selbst wieder entnehmen. Im Anschluss folgt eine siebentägige Pause – danach wird ein neuer Ring eingesetzt.