Anhaltender Husten: Auch an Tuberkulose denken Sandra Piontek, 18.03.2024 15:15 Uhr
Die Fallzahlen von Tuberkulose steigen in Deutschland wieder: Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 4481 Erkrankungsfälle gemeldet. Anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März, weist RKI-Präsident Lars Schaade auf die große Relevanz der Krankheit hin: „Bei länger bestehendem Husten sollte auch an Tuberkulose gedacht werden.“
Nicht immer wird eine Tuberkuloseerkrankung von blutigem Auswurf begleitet. Tatsächlich tritt dieser eher selten auf. Mehr noch: „Bei einem relevanten Anteil von Patientinnen und Patienten bestehen gar keine charakteristischen Beschwerden. Insbesondere junge Kinder sind in über der Hälfte der Fälle asymptomatisch oder fallen nur durch eine Gedeihstörung auf“, so das Robert Koch-Institut (RKI) zur Symptomatik der Tuberkulose. Unspezifische Allgemeinsymptome können sein:
- Einschränkungen des Allgemeinbefindens
- Appetitmangel, unbeabsichtigte Gewichtsabnahme
- leichtes Fieber, vermehrtes Schwitzen (besonders nachts)
- Müdigkeit, allgemeine Schwäche oder Zeichen ähnlich denen eines grippalen Infektes
Deswegen kann die Diagnose und Therapie herausfordernd sein. Bleibt der Husten hartnäckig und besteht trotz Therapiemaßnahmen länger als drei Wochen, so sollte auch an Tuberkulose gedacht werden: „Und entsprechend den bestehenden Empfehlungen durch eine Röntgenuntersuchung der Lunge weiter untersucht werden“, so Schaade. Denn: „Tuberkulose ist international, aber auch in Deutschland immer noch eine Krankheit von großer Relevanz für die öffentliche Gesundheit.“
In den vergangenen Jahren seien die Erkrankungszahlen gestiegen: Das Robert Koch-Institut registrierte im Jahr 2021 insgesamt 3931 Fälle. Im folgenden Jahr wurden 4082 gemeldet und im vergangenen Jahr kletterte die Zahl auf 4481 Erkrankungen. Besonders erschreckend: „Auch die Zahl der Tuberkulosen mit Medikamentenresistenzen nahm im Jahr 2023 in geringem Ausmaß weiter zu und betraf 208 Fälle“, so das RKI. Hintergrund für diese jüngsten Entwicklungen sei aktuell insbesondere auch die Zuwanderung schutzsuchender Menschen aus der Ukraine. „Dort kommt Tuberkulose mit einer für 2022 geschätzten Inzidenz von etwa 90/100.000 und dabei auch die medikamentenresistente Tuberkulose deutlich häufiger vor als in Deutschland“, so das RKI.
Aktuell gehört Deutschland hinsichtlich Tuberkulose zu den sogenannten „Niedriginzidenzländern“. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich als Ziel gesetzt, die Zahl der Neuerkrankungen bis zum Jahr 2035 auf weniger als 1 pro 100.000 Einwohner zu senken. Besonders wichtig für die Eindämmung der Krankheit ist folglich die Tuberkulose-Kontrolle. Die Gesundheitsämter spielen dabei eine zentrale Rolle. Denn: Sie tragen entscheidend dazu bei, dass Erkrankte früh diagnostiziert und leitliniengerecht behandelt werden. So können auch infektionsgefährdete Personen im engen Patientenumfeld untersucht, aufgeklärt und bedarfsgerecht therapiert werden.
Tuberkulose ist meistens heilbar
In den allermeisten Fällen kann die Erkrankung mit entsprechenden Medikamenten ausheilen. Allerdings dauert die Behandlung mindestens sechs Monate. Zur Behandlung der medikamentensensiblen Tuberkulose werden vier Medikamente der Standardtherapie eingesetzt:
- Isoniazid
- Rifampicin
- Ethambutol
- Pyrazinamid
Die Infektion erfolgt fast immer durch das Einatmen feinster erregerhaltiger Aerosole. Diese stoßen Erkrankte mit ansteckungsfähiger Lungentuberkulose insbesondere beim Husten und Niesen aus. Die Inkubationszeit beträgt im Durchschnitt sechs bis acht Wochen. Aber: Nur ein Teil der Infizierten erkrankt tatsächlich auch an Tuberkulose. Denn: Meist kann der Organismus die Tuberkulosebakterien erfolgreich bekämpfen oder zumindest dauerhaft einzugrenzen.