Gefäßverengung

Angioplastie mit Zytostatikum APOTHEKE ADHOC, 30.03.2009 14:41 Uhr

Berlin - 

Ein neuartiger Ballonkatheter setzt den Wirkstoff Paclitaxel frei und ermöglicht es dadurch, verengte Gefäße in den Beinen so aufzudehnen, dass sie sich nach dem Eingriff nicht wieder verschließen. Entwickelt wurde das minimalinvasive Verfahren zur transluminalen Angioplastie von Forschern der Charité, Universitätsmedizin Berlin. Die Ergebnisse einer ersten Anwendungsstudie sind in der aktuellen Ausgabe des „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.

„Bereits in sehr niedriger lokaler Dosierung verhindert Paclitxel die gefürchtete Narbenwucherung, wie Tierversuche zeigen“, sagte Professor Dr. Ulrich Speck vom Institut für Radiologie der Charité. In der Vergleichsstudie zeigte sich: Die mit Paclitaxel behandelten Artertiosklerose-Patienten litten viel seltener an erneuten Beschwerden nach dem Eingriff als Erkrankte, die mit einem herkömmlichen Ballonkatheter behandelt wurden. Nach ein bis zwei Jahren traten nur bei 15 Prozent der Patienten aus der Paclitaxel-Gruppe Rückfälle auf. In der Kontrollgruppe waren es mehr als die Hälfte.

Für die Therapie von Gefäßverengungen der Beine ist die Dehnungsbehandlung von Gefäßen ein weit verbreitetes Verfahren. Ein 10 bis 15 Zentimeter langer Ballonkatheter wird in die verengte Arterie eingeführt und dort aufgeblasen. Dabei wird das Blutgefäß auf seine normale Weite gedehnt. Problematisch war bisher jedoch, dass sich das Gefäß bei etwa jedem zweiten Patienten innerhalb von zwei Jahren wieder verengt, da an der behandelten Stelle Narbengewebe entstehen kann.

„Die neue Methode kommt auch bei komplexeren Befunden in Frage, bei denen wir bislang eher zur Operation geraten hätten“, berichtete Professor Dr. Thomas Albrecht von der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, der die Studie an der Charité geleitet hat. „Außerdem hoffen wir, damit auch die Amputationsrate weiter zu senken.“ Nebenwirkungen des Zytostatikums seien bei der neuen Behandlung nicht zu befürchten: „Die Dosis ist sehr niedrig und wird lokal begrenzt freigesetzt, so dass keine unerwünschten Wirkungen auftreten“, sagte Albrecht. Am Tag nach der Behandlung könnten die Patienten die Klinik wieder verlassen.

In Deutschland leiden rund 2,5 Millionen Menschen an Gefäßverengungen der Beine. Die Berliner Forscher hoffen nun, dass ihr beschichteter Ballonkatheter bald von den Behörden zugelassen wird. Die Erfindung wurde patentiert und an mehrere Firmen auslizensiert, teilte die Charité mit.