Auch in diesem Jahr fallen eine Reihe von Patenten, ein Beispiel ist die Kombination aus Oxycodon und Naloxon. Wie immer war TAD an vorderster Front dabei. Doch Mundipharma ist es im ersten juristischen Aufeinandertreffen gelungen, sein Original Targin gegen die Konkurrenz aus Cuxhaven zu verteidigen.
Die beiden Wirkstoffe sind seit Längerem patentfrei, die Kombination ist aber bis Ende 2018 patentgeschützt. Das Einspruchsverfahren gegen den Patentinhaber Euro-Celtique läuft, Ende Mai endet nach elf Jahren aber bereits der Vermarktungsschutz. Zahlreiche Generikahersteller haben sich auf diesen Termin vorbereitet, neben TAD haben auch Ratiopharm/AbZ, 1A/Hexal, Aliud/Stada, Amneal, Betapharm, Glenmark und Mylan Zulassungen in der Tasche.
Vor dem Landgericht München I erwirkte Mundipharma jetzt jedoch eine einstweilige Verfügung gegen TAD. Damit darf die Tochter des slowenischen Herstellers Krka vorerst kein Generikum auf den Markt bringen. Angekündigt war der Launch von Oxycaloxon in den Dosierungen 10 mg/5 mg, 20 mg/10 mg und 40 mg/20 mg zum 1. Juni.
Die einstweilige Verfügung ist gestützt auf ein europäisches Patent, insgesamt gibt es laut Mundipharma drei davon, deren Laufzeiten noch bis 2023 reichen. Wegen der besonderen Dringlichkeit wurde das Verbot gegen TAD ohne vorherige Anhörung erlassen. Der Hersteller kann Widerspruch einlegen, dann wird nach mündlicher Verhandlung im Eilverfahren erneut entschieden. Vor dem Handelsgericht in Barcelona stoppte Mundipharma bereits den spanischen Konkurrenten Laboratorios Cinfa.
Bei Mundipharma geht man davon aus, dass es zu weiteren Auseinandersetzungen kommen wird. Laut Arzneiverordnungsreport wurde Targin 2015 rund 1,1 Millionen Mal auf Kassenrezept verordnet, plus 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Ausgaben beliefen sich auf knapp 170 Millionen Euro. Das Schmerzmittel ist das wichtigste Produkt von Mundipharma überhaupt, rund 40 Prozent der Erlöse entfallen auf die Kombination. Mit Oxycodon/Naloxon Krugmann gibt es bereits ein hauseigenes Generikum, das allerdings nur unwesentlich günstiger ist.
Wohl nicht zuletzt wegen des Patentablaufs hatte sich Mundipharma zuletzt entschieden, Produktion und Verpackung zu einer Schwesterfirma in Großbritannien zu verlagern. 400 Jobs sollen damit bis spätestens Ende 2018 in Limburg wegfallen.
Mundipharma wird in Deutschland zu einer reinen Vertriebsgesellschaft. Man setze weiterhin auf eine starke Präsenz im deutschen Markt, teilte der Hersteller mit. Marketing und Vertrieb sollen aber neu strukturiert werden. Geplant wird bis Ende September mit rund 165 Vollzeitstellen – weniger als die Hälfte der bisherigen Belegschaft. Vier von fünf der insgesamt 770 Arbeitsplätze fallen weg. Für Apotheker und Ärzte soll sich nichts ändern.
Mundipharma hat sich mit Opioiden einen Namen gemacht; die Firma gehört genauso wie Neuraxpharm oder Desitin zu jenen Unternehmen, die bei den Ärzten ein gutes Image haben. Weitere wichtige Produkte sind Palladon (11 Prozent), Oxygesic (8 Prozent) sowie die Krebspräparate (16 Prozent). Mit Remsima gibt es zudem ein Biosimilar zu Remicade (Janssen). Mundipharma ist Lizenznehmer des koreanischen Herstellers Celltrion.
Hinter der Unternehmensgruppe steht die Familie um die einflussreichen Ärzte Raymond und Mortimer Sackler aus New York. 1967 als Schwesterfirma des US-Herstellers Purdue in Frankfurt gegründet, fuhr das deutsche Unternehmen in den 1970er Jahren mit Betaisodona die ersten Erfolge ein. Parallel wurden die Hersteller Krugmann und Hans Voigt übernommen. Im Jahr 1975 erfolgte der Umzug nach Limburg an der Lahn.
Anfang der 1980er Jahre wurden Retardformen entwickelt und gezielt für die Verbesserung stark wirksamer Schmerzmittel genutzt. Der Sackler-Clan ist hierzulande mit einem zweiten Hersteller vertreten: Arthur Sackler ist Neffe von Raymond Sackler und seit 1975 Geschäftsführender Gesellschafter von Dr. Kade.
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