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Rückrufe bei Hexal und Chiesi APOTHEKE ADHOC, 13.05.2015 13:04 Uhr

Berlin - 

Wegen Spezifikationsabweichungen müssen mehrere Hersteller Arzneimittel zurückrufen: Hexal zieht Nitrendipin Sandoz vom Markt ab, Chiesi eine Charge der Nasentropfen Schnupfen Endrine. Außerdem warnen Gilead und Bristol-Myers Squibb (BMS) nach Sovaldi (Sofosbuvir) jetzt auch vor Harvoni (Sofosbuvir/Ledipasvir) und Daklinza (Daclatasvir).

Hexal ruft alle Chargen von Nitrendipin Sandoz zurück. Betroffen sind die Wirkstärken 10 mg in der Größe 100 Stück und 20 mg in den Größen 50 und 100 Stück. Die Durchschnittsmasse habe außerhalb der Spezifikation gelegen, schreibt der Hersteller. Ein Risiko bestehe nicht. Zuletzt rief der Hersteller im Herbst 2014 zwei Chargen des Präparats wegen Abweichungen zurück.

Chiesi ruft eine Charge der Nasentropfen Schnupfen Endrine 0,1 Prozent 10 ml zurück, weil bei Routineuntersuchungen von Stabilitätsmustern ein rascherer Wirkstoffabbau festgestellt wurde. Der Wirkstoffgehalt lag außerhalb der Spezifikation. Betroffen ist die Charge 32056A. Der Hersteller Biologische Heilmittel Heel ruft alle Chargen der Ampullen Psorinum nosode-Injeel 10, 50 und 100 Stück zurück, nachdem die Zulassung erloschen ist. Ab Juni dürfen die Präparate nicht mehr vertrieben werden.

Gilead und BMS informieren über Risiken der Hepatitis-C-Präparate Harvoni, Sovaldi und Daklinza. Bei gleichzeitiger Therapie mit Amiodaron bestehe das Risiko von klinisch signifikanten Herzrhythmusstörungen. Das Kombinationspräparat Harvoni und die Monopräparate Sovaldi und Daklinza sind indiziert zur Behandlung chronischer Hepatitis C bei Erwachsenen, wobei die Monopräparate jeweils nur in Kombination mit anderen Arzneimitteln zugelassen sind.

Sofosbuvir wirkt antiviral durch Hemmung der RNA-Polymerase NS5B, die für die Replikation des Hepatitis-C-Virus (HCV) erforderlich ist. Ledipasvir und Daclatasvir hemmen das HCV-NS5A-Protein, das sowohl für die RNA-Replikation als auch für den Zusammenbau von HCV-Virionen benötigt wird. Ledipasvir ist in Deutschland nur in fixer Kombination mit Sofosbuvir verfügbar.

Bradykardien wurden innerhalb von Stunden bis zu zwei Wochen nach Beginn der HCV-Behandlung beobachtet. In zwei Fällen trat unter der erneuten HCV-Behandlung unter Beibehaltung der Amiodaron-Therapie wiederholt die symptomatische Bradykardie auf. In einem Fall wurde die HCV-Behandlung acht Tage nach Absetzen von Amiodaron erneut aufgenommen, was wiederum zur Bradykardie führte. Dies war nicht mehr der Fall, als die HCV-Behandlung acht Wochen nach dem Absetzen von Amiodaron erneut begonnen wurde. Der Mechanismus ist nicht bekannt. Weitere Fälle werden derzeit näher untersucht.

Die Fach- und Gebrauchsinformationen werden nun aktualisiert. Wenn unter einer Amiodaron-Therapie die gleichzeitige Anwendung der Präparate nicht vermieden werden kann, sollten die Patienten insbesondere in den ersten Wochen engmaschig überwacht werden. Patienten, die mit Harvoni oder Sovaldi in Kombination mit Daklinza behandelt werden, sollten nur dann auf Amiodaron eingestellt werden, wenn andere Optionen zur Behandlung der Herzrhythmusstörung nicht vertragen werden oder kontraindiziert sind. Auch hier ist eine engmaschige Überwachung erforderlich.

Aufgrund der langen Halbwertszeit von Amiodaron muss eine angemessene Überwachung auch durchgeführt werden, wenn Amiodaron innerhalb der vorangegangenen Monate abgesetzt wurde und nun die antivirale Behandlung begonnen werden soll.

Bei hohem Risiko für Bradyarrhythmien müssen Patienten nach Beginn der gleichzeitigen Amiodaron- und antiviralen Therapie zusätzlich kontinuierlich über 48 Stunden in einem geeigneten klinischen Umfeld überwacht werden. Betroffene Patienten müssen über Symptome von Bradykardie und Herzblock aufgeklärt und angewiesen werden, gegebenenfalls sofort medizinischen Rat einzuholen.

Bereits seit April gibt es Warnungen der Behörden für Sovaldi (Sofosbuvir). Der US-Arzneimittelbehörde FDA lagen insgesamt neun Fälle über schwere lebensbedrohliche bradykarde Herzrhythmusstörungen vor, darunter drei Berichte über erforderliche Herzschrittmacher-Implantationen und einen tödlichen Verlauf. Weitere Fälle von Risikosignalen zu Arrhythmien wurden in Frankreich gemeldet.