Die ototoxische Wirkung ist eine häufige und irreversible Nebenwirkung von Aminoglykosid-Antibiotika wie Gentamicin, Neomycin, Streptomycin und Tobramycin. Bis zu 20 Prozent der behandelten Patienten entwickeln schon nach kurzer Anwendung dauerhafte Hörschäden. Bei einer Langzeitbehandlung ist fast jeder Patient betroffen.
Wissenschaftler aus der Schweiz, England und den USA haben den Zusammenhang von molekularer Struktur und Ototoxizität untersucht. Dabei fanden sie anhand von Maus- und Meerschweinchenmodellen heraus, dass Apramycin keine schädigende Wirkung auf das Gehör hat. Das Tierarzneimittel könnte demnach auch beim Menschen eingesetzt werden.
Grund für die Nebenwirkung sollen freie Radikale sein, die die Haarzellen des Innenohrs irreversibel angreifen. Außerdem sollen Aminoglykoside nicht nur auf bakterielle Ribosomen, sondern auch auf Ribosomen menschlicher Mitochondrien wirken. Ziel müsse es nun sein, Antibiotika zu entwickeln, die selektiver an bakterielle Ribosomen angriffen. Anhand von 3D-Strukturanalysen sollen Wirkstoffe entwickelt werden, die der Struktur des weniger toxischen Apramycin ähneln.
Aminoglykoside werden eingesetzt zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen, wie nosokomial erworbene schwere Pneumonien, komplizierte Harnwegsinfekte oder Infektionen von Haut und Weichteilgewebe.
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