Der mit 750 000 Euro dotierte Körber-Preis geht in diesem Jahr an die norwegischen Hirnforscher May-Britt (51) und Edvard I. Moser (52). Das Ehepaar habe durch Experimente mit Ratten spezielle Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn der Tiere entdeckt, die den Nagern eine räumliche Orientierung ermöglichen, erklärte die Körber-Stiftung am Donnerstag in Hamburg. „Damit wird zum ersten Mal eine echte Denkleistung auf zellulärer Ebene im Gehirn nachweisbar.“
Die Forscher hoffen, dass sich aus ihren Erkenntnissen langfristig Therapiemöglichkeiten für Alzheimer-Patienten ergeben, deren Raumorientierung nur eingeschränkt funktioniert. Der Preis soll am 5. September im Hamburger Rathaus überreicht werden.
Wie das Paar herausfand, messen Ratten ihre zurückgelegte Entfernung mit Rasterzellen, die es in ähnlicher Form wohl auch im menschlichen Gehirn gibt. „Es ist so, als würden die Tiere mit den Rasterzellen in einer neuen Umgebung die Zahl ihrer Schritte messen“, zitierte die Stiftung Edvard Moser. Das helfe den Nagern, einen Sinn für Abstände in ihrer „kognitiven Landkarte“ zu gewinnen.
Wenn sich die Tiere einem Hindernis nähern, werden „Grenzzellen“ aktiv. Raster- und Grenzzellen arbeiten mit „Kopfrichtungszellen“ zusammen, die wie ein Kompass für die Ratte funktionieren und dem Tier die Richtung weisen.
Das Moser-Team habe der Hirnforschung gleichsam die Tür zu den abstrakten Abteilungen des Gehirns geöffnet, erklärte die Körber-Stiftung. May-Britt und Edvard I. Moser lernten sich während ihres Studiums in Oslo kennen. Nach dem Abschluss ihrer Promotionen über Anatomie und Physiologie des Gehirns zog das Ehepaar 1996 nach Trondheim, wo die beiden an der University of Science and Technology tätig waren. 2007 gründeten sie das Kavli Institute for Neuroscience. Das Preisgeld will das Ehepaar in ein neues Mikroskop stecken.
Der Körber-Preis wird in diesem Jahr zum 30. Mal vergeben. Die Stiftung wurde 1959 von dem Unternehmer Kurt A. Körber (1909-1992) gegründet
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