Die Alzheimer-Erkrankung tritt meist in fortgeschrittenem Alter auf – daher zählen die Patienten ohnehin zur Corona-Risikogruppe. Das Krankheitsbild selbst geht jedoch mit zusätzlichen Risiken in Bezug auf Sars-CoV-2 einher.
Bei einer Demenzerkrankung werden nach und nach Nervenzellen im Gehirn zerstört, was zu einem Verlust der geistigen Fähigkeiten führt. Bei den meisten Betroffenen tritt die Erkrankung zwischen dem 70. und 80. Lebensjahr oder darüber auf. Im Laufe der Zeit nehmen die kognitiven Fähigkeiten ab. Für Alzheimer-Erkrankte ist es daher besonders schwer, die aktuelle Situation rund um das Coronavirus zu begreifen und entsprechend zu handeln: Regelmäßiges Desinfizieren oder Waschen der Hände sowie das Tragen einer Maske können sowohl den Erkrankten wie auch Angehörige oder Pflegepersonal vor Herausforderungen stellen.
Aufgrund von Alzheimer können die Patienten die derzeitige Gefahr nicht erfassen und als solche bewerten. Die dazugehörigen Vorsichts- und Hygienemaßnahmen machen für sie daher häufig keinen Sinn und werden entsprechend nicht beachtet oder umgesetzt. Da die Hygienemaßnahmen – beispielsweise Abstandhalten oder das Einhalten von Husten- und Niesetikette – häufig nicht wie vorgeschrieben eingehalten werden, ist für Alzheimer-Patienten das Erkrankungsrisiko aufgrund der höheren Ansteckungsgefahr besonders groß.
Im Verlauf der Erkrankung kommt es neben der kognitiven Einschränkungen meist auch zu einem körperlichen Abbau, welcher mit einer Schwächung des Immunsystems einhergeht. Daher sind Alzheimer-Patienten besonders häufig von Infektionskrankheiten betroffen. Oftmals führen diese auch zum Tod. Mehrere Faktoren können also schwere Verläufe von Covid-19 begünstigen. Die „Alzheimer Forschung Initiative“ hat eine Übersicht zum Thema Alzheimer in Zeiten von Covid-19 veröffentlicht.
Die aktuellen Regeln gelten natürlich auch für Alzheimer-Patienten: Diese wollen sie jedoch aufgrund des mangelnden Verständnisses oft nicht einhalten – manchmal werden sie auch ohne böse Absicht schlichtweg von den Betroffenen vergessen. Die Initiative rät deshalb, dass die Patienten das Haus nur in Begleitung verlassen sollten. Damit der Alltag weiterhin strukturiert und abwechslungsreich bleibt, sollte jedoch in keinem Fall auf Spaziergänge an der frischen Luft verzichtet werden – sofern dies den Patienten körperlich möglich ist.
In Bezug auf Alzheimer wird vielseitig geforscht, denn bis heute gibt es keine kausale Therapie gegen die Erkrankung. Doch in Zeiten von Corona leidet auch dieser Forschungsbereich: Denn derzeit sind viele Labore geschlossen. Wenn möglich gehe es jedoch im Homeoffice – beispielsweise mit der Datenauswertung – weiter, erläutert die Initiative. Viele Wissenschaftler aus der Alzheimer-Forschung haben nun umgesattelt und unterstützen im Bereich Corona. Dennoch behalte die Erforschung von Alzheimer ihre Dringlichkeit, erklärt Dr. Hermann Altmeppen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. „Grundsätzlich bin ich – trotz aller Gefahr durch die aktuelle Pandemie – allerdings auch der Meinung, dass andere Erkrankungen und deren Erforschung deshalb jetzt nicht vernachlässigt werden dürfen. Es ist ein Balanceakt und dürfte es wohl auch noch für eine ganze Weile bleiben.“
Die Ursachen für Demenzerkrankungen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Das macht eine gezielte Prävention von Demenzerkrankungen besonders schwierig. Einige Faktoren können jedoch das Risiko mindern, an Demenz zu erkranken: Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, niedrige Cholesterinspiegel und ein gut eingestellter Blutdruck sind Faktoren, die selbst beeinflusst werden können und eine gute Basis liefern, nicht an Demenz zu erkranken. Ein ganz natürlicher Vorgang ist hingegen die Abnahme der Fähigkeit zur Bildung neuer Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen mit zunehmendem Alter.
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