Alzheimer: FDA lässt Liquor-Frühtest zu Cynthia Möthrath, 25.05.2022 13:08 Uhr
Morbus Alzheimer ist die bekannteste Form der Demenz. Die Ursachen sind noch immer nicht abschließend geklärt – umso bedeutungsvoller ist daher die Früherkennung. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat nun erstmals einen Liquor-Frühtest für die Erkrankung zugelassen.
Eine gezielte Prävention von Demenzerkrankungen ist schwierig. Einige Faktoren können jedoch das Risiko mindern, an Demenz zu erkranken: Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, niedrige Cholesterinspiegel und ein gut eingestellter Blutdruck sind Faktoren, die selbst beeinflusst werden können und eine gute Basis liefern, nicht an Demenz zu erkranken. Ein ganz natürlicher Vorgang ist hingegen die Abnahme der Fähigkeit zur Bildung neuer Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen mit zunehmendem Alter.
Ablagerungen im Liquor entdecken
Die FDA hat nun erstmals einen Liquor-Frühtest zugelassen, der Alzheimer in einem frühen Stadium erkennen soll. Mithilfe eines Laborgerätes werden die Konzentration der Beta-Amyloide im Liquor nachgewiesen. Mittlerweile wurden Verklumpungen von Amyloid- und Tau-Proteinen mit der Erkrankung sicher in Verbindung gebracht.
Tau-Proteine spielen eine wichtige Rolle für die gesunde, normale Funktion eines Gehirns. Alzheimer beginnt, wenn normale Tau-Proteine durch Trunkation pathologisch werden: Struktur und Funktion werden verändert. Die ungesunden Tau-Proteine binden sich aneinander und es entstehen Verklumpungen, die sich im Gehirn ausbreiten und die Krankheit verursachen. Die Verteilung dieser Klumpen zeigt eine starke Korrelation mit klinischen Symptomen bei Patienten.
Die Ergebnisse des Gerätes stimmten mit denen der Positronenemissionstomografie (PET) überein und konnten somit die FDA überzeugen. Die PET gilt bislang als zuverlässigste Methode – allerdings kann sie nur in größeren Zentren durchgeführt werden, da sie technischen sehr aufwändig ist und eine Strahlenbelastung mit sich bringt.
Automatisierte Messung soll Ergebnisse verbessern
Der Nachweis von Amyloidfragmenten im Liquor wurde bislang mittels Immunoassays manuell durchgeführt – die Ergebnisse waren oft ungenau. Mithilfe des neuen Gerätes wird die Testung automatisiert. In einer Zulassungsstudie wurden die Ergebnisse von knapp 300 Liquorproben mit denen der PET verglichen: Insgesamt 97 Prozent der Personen mit positivem Ergebnis im Gerätescan wiesen im PET-Scan Amyloidplaques auf. 84 Prozent der Personen mit negativen Ergebnissen hatten auch einen negativen PET-Scan.
Der Liquor-Test ist laut der FDA jedoch nicht zum Screening von asymptomatischen Patient:innen geeignet. Denn falsch-positive oder falsch-negative Ergebnisse sind weiterhin möglich. Deshalb darf der Test bei Menschen ab einem Alter von 55 Jahren eingesetzt werden, bei denen kognitive Beeinträchtigungen vorhanden sind.