Streitpunkt Aluminium: Das silbrig-weiße Leichtmetall hat seit einigen Jahren keinen guten Stand – wird in Kosmetik- und Arzneimittelindustrie kritisch gesehen. Als Zusatz in Antitranspirantien soll es das Brustkrebsrisiko steigern, oral aufgenommen Demenz fördern. Und in Impfstoffen? Da soll Aluminium eigentlich als Wirkverstärkung dienen, doch viele Menschen halten den Zusatz für gefährlich.
Der aktuell von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) mittels Rolling-Review-Verfahren überprüfte Impfstoff CoronaVac von Sinovac enthält eine Aluminiumverbindung als Wirkverstärker. Die wenigsten Totimpfstoffe kommen ohne solche Adjuvantien aus. Doch wieviel des Metalls wird tatsächlich durch die zweimalige Injektion von 0,5 ml aufgenommen?
Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) informiert über die Beigabe bei Impfstoffen und weist darauf hin, dass kein Impfstoff reines Aluminium enthält, sondern stets bestimmte Aluminiumverbindungen als Wirkverstärker enthalten sind. „Der Gehalt an Aluminiumverbindungen aller in Deutschland und Europa zugelassenen Impfstoffe liegt deutlich unter dem erlaubten Grenzwert, der im Europäischen Arzneibuch vorgegeben ist.“ Im Falle einer Zulassung für CoronaVac würde sich auch hier der Gehalt unterhalb der Grenzwerte orientieren. Das Europäische Arzneibuch (Ph.Eur.) begrenzt den Aluminiumgehalt auf maximal 1,25 mg pro Dosis. Die in Europa zugelassenen Vakzine unterschreitendiesen Wert meist deutlich.
Weiter heißt es vom PEI: „Jeder Mensch nimmt tagtäglich Aluminium in gebundener Form über die Luft, das Trinkwasser und die Nahrung auf. Die zusätzliche Aufnahme von Aluminiumverbindungen über Impfungen im Leben eines Menschen ist im Vergleich dazu minimal.“ Für Aluminium gilt der Aufnahmegrenzwert bei 1 mg Aluminium pro kg Körpergewicht pro Woche.
Dermal auf die Achseln als Antitranspirant aufgetragen, fällt der Stoff gemeinsam mit Proteinen zu unlöslichen Komplexen aus – so wird die Intensität des Schwitzens vermindert. Für Menschen, die unter sehr starkem Schwitzen leiden, gibt es die Möglichkeit der Anwendung eines hoch konzentrierten Aluminiumchlorid-Deos (10, 15 oder 20 Prozent). Die Herstellung erfolgt nach NRF. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt Aluminiumquellen, da wo es geht, zu meiden. Das ist aber nicht immer möglich, da einige Lebensmittel von Natur aus diese Verbindung enthalten.
Im März vergangenen Jahres gab es seitens der EU ein Update zum Thema Aluminium. Neueste Studien wurden in die Beurteilung einbezogen. Die Mengen, die aus Kosmetika aufgenommen werden, könnten vernachlässigt werden. Auch bei der oralen Aufnahme über die Nahrung scheint es Entwarnung zu geben. „Bei der Aufnahme über die Nahrung ist die akute Toxizität von Aluminium gering. Bei gesunden Menschen wird der größte Teil des aufgenommenen Aluminiums über die Nieren ausgeschieden“, schrieb das BfR im vergangenen Juni in einer Stellungnahme.
Zu Impfstoffen erklärte das BfR: „Auch aus Impfstoffen nehmen Säuglinge und Kleinkinder Aluminium auf. Impfungen haben jedoch einen hohen gesundheitlichen Nutzen, sowohl für das Individuum als auch für die Gesamtbevölkerung. Klinische und epidemiologische Studien zeigen zudem, dass die Aluminiumexposition durch Impfstoffe als gesundheitlich unbedenklich einzuschätzen ist.“ Lediglich die gesteigerte Häufigkeit von dermalen Reaktionen bei aluminiumhaltigen Vakzinen gilt bisher als gesichert.
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